Da kann man seine nächsten Reiseziele noch so ausgiebig planen, aber wenn das Schicksal zu schlägt, kann man nur noch improvisieren. In unserem Fall Frankreich vergessen und spontan Urlaub in Norddeutschland. Ein Todesfall in der Familie änderte unsere Pläne und wir fuhren ohne Plan einfach mal Richtung Hamburg los. Zeit, den Norden kennen zu lernen.
Denn so ganz neu ist der Norden für mich nicht. Vor zwanzig Jahren bin ich aus Schwerin ins Schwabenländle gezogen. Mein Freund kannte gar nichts in Mecklenburg-Vorpommern und ich wollte ihm ein Stück von meiner alten Heimat zeigen.
Meine Eltern hatten damals ein Wochenendhaus, mitten in einem riesigen Kiefernwald. Ich wollte es auch unbedingt mal wieder sehen. Als Kind habe ich es genossen durch den Wald zu streifen. Ich hatte meine Fantasiewelt mit sprechenden Tieren, weisen Bäumen und kleinen Kobolden. Im Teenageralter war die Begeisterung nicht mehr so groß. Da wäre ich lieber auf Parties gegangenen. Jetzt habe ich mich auf eine Übernachtung in der Natur gefreut. Es war ein bisschen unheimlich. Stockfinster. Absolute Stille. Ab und zu ein Knacken aus dem Wald. Am nächsten Morgen wurde es dagegen richtig laut: Vogelgezwitscher und ein aufkommender Sturm. Die Bäume bogen sich im Wind. Also mal ganz schnell zusammen packen und weiterziehen. Und das war Richtung Schwerin.
Schwerin
Meine Großeltern leben noch dort und die haben sich riesig über unseren Überraschungsbesuch gefreut. Wer nach Schwerin reist, kommt am Schloss nicht vorbei. Ein richtiges Märchenschloss und das Wahrzeichen der Stadt. Wir hatten Glück und konnten in der Nähe einen Stellplatz ergattern und konnten alles zu Fuß ins Zentrum erreichen.
Als kulinarischer Tipp wurde uns die Drachenwurst empfohlen. Die müssten wir unbedingt probieren. Kaufen kann man sie in der Schloss Straße 34.
Vielleicht haben wir uns zu sehr von dem Wort Drachen leiten lassen. Erwartet hatten wir irgendwie etwas scharfes oder feuriges. Aber geschmacklich erinnert sie eher an die Thüringer Rostbratwurst. Trotzdem sehr lecker.
Wer genauso Ankerverliebt ist, wie ich, dem empfehle ich das Kaufhaus Stolz in der Mecklenburg Straße 38-40. Maritime Souvenirs und wunderschöne, nichtkitschige Andenken. Im Schnäppchenmarkt kann man auch Markenkleidung abstauben.
Campingurlaub rund um Schwerin ist traumhaft schön. Mit den sieben Seen hat man unendlich viele Freizeitmöglichkeiten. Die Umgebung ist flach und man kann sie gut mit dem Fahrrad oder zu Fuß erkunden. Für Kinder ist der Zoo und der angrenzende Kletterpark ein beliebter Ausflugsort. Wer es lieber gemütlich mag, kann Schwerin auch vom Wasser aus kennen lernen. Mit der „Weißen Flotte“ legt man direkt am Schweriner Schloss ab. Die Ausflugsschiffe bieten Rundfahrten und längere Touren zu den verschiedenen Seen an.
Boltenhagen
Nach der mecklenburgischen Hauptstadt zog es uns an die Ostsee. In meiner Kindheit waren wir oft in Boltenhagen baden und habe da viele schöne Erinnerungen.
In Boltenhagen bekamen gerade noch so den letzten Stellplatz und quetschen uns dazwischen. Und das erste Mal, dass ich von einem Stellplatz enttäuscht war. Vielleicht bin ich auch von unseren Camping Reisen im Ausland verwöhnt. Zwar ist der Krämer Stellplatz nur 150m vom Strand entfernt, ist aber ansonsten sehr spartanisch. Nur wenig Platz zum nächsten Wohnmobil und für 45 Stellplätze zu wenig sanitäre Möglichkeiten. Vier Toiletten und Duschen insgesamt für beide Geschlechter finde ich ein bisschen mau. Zum Spülen von Geschirr gibt es gar keine Gelegenheit. Da ist der Preis auch angemessen: 14,50 Euro inklusive Strom und Abwasser/Müll. Direkt nebenan gibt es eine große Wiese, auf der die Hunde toben können. Der nächste Hundestrand ist leider 2km entfernt.
Boltenhagen selbst ist ein kleines Ostseebad. An der Strandpromenade stehen alte, schmucke Ferienvillen. Liebevoll gepflegt und umgeben von viel Grün. Die Strände sind sauber und haben feinen Sand. Es zieht uns aber weiter. Von anderen Campern bekamen wir einen Tipp für unser nächstes Reiseziel: Schabeutz in der Lübecker Bucht. Dann packen wir mal zusammen und ziehen weiter.