Diesen Spruch habe ich mal auf einem Wohnmobil gelesen und musste lachen. Von wem das Zitat stammt, weiß ich leider nicht. Aber stimmt doch. Wie oft hört man die Aussage „Wenn ich erst einmal in Rente bin, dann gehe ich reisen/auf Kreuzfahrt/in den Tauchurlaub.“ Glück für den, wo dieser Plan aufgeht. Mein Vater konnte seine Träume nicht mehr erfüllen. Drei Monate vor Rentenantritt ist er die Treppen runter gefallen und der Unfall endete tödlich. Wie oft erlebe ich bei meiner Arbeit auf der Intensivstation, dass es ganz schnell vorbei sein kann. Ein Schlaganfall oder Herzinfarkt macht alle Pläne zu nichte. Niemand kann in die Zukunft sehen und deshalb möchte ich das Jetzt und Heute genießen und reisen. Durch die Knutschkugel waren wir eingeschränkt und nach langen Überlegungen haben wir uns zu einem Wohnmobil entschlossen. Finanziell haben wir uns damit nackig gemacht. Aber was nützt es mir, wenn ich mein Leben lang spare und am Ende nichts mehr davon habe bzw. meine Kinder dann meinen Traum leben. Jetzt möchte ich von meinem Erbe genau das tun, was mein Paps wollte: Campingurlaub und die Welt sehen. Vielleicht sitzt er ja da oben auf der Sichel vom Mond, schaukelt mit den Beinen und freut sich, dass ich seine Pläne wahr mache.
Durch den Besuch auf der CMT in Stuttgart war uns schnell klar, welches Wohnmobil wir kaufen wollen. Die Knutschkugel musste vorher verkauft werden und wir fanden auch schnell einen Käufer. In Hamburg. 656 km entfernt. Sieht nach einem Problem aus. Ist es aber nicht. Nur ein sehr guter Vorwand, um mal wieder nach Hamburg zu reisen. Die Fahrt ist für Ende Februar geplant und ich werde auf jeden Fall berichten. Die neuen Knutschkugelbesitzer haben uns eine Insider-Hamburg-Sightseeing-Tour angeboten und da freue ich mich richtig drauf. Und mal wieder ein bisschen platt zu sprechen. 120 km weiter bin ich aufgewachsen.
Der Kauf vom Chausson 610 SE war ein Erlebnis. Der Händler unseren Vertrauens war ganz in unserer Nähe und mein Freund schleppte mich nach dem Nachtdienst dorthin. Halbwegs wach versuchte ich meine Fragen nicht nur zum Thema Bett zu stellen. Der Verkäufer ließ uns erstmal 30 Minuten Zeit, um das Wohnmobil kennen zu lernen. Mir schwebte ein Quickie oder ein Powernap vor. Ich bekam beides nicht. Es wurden Lampen getestet, der Kleiderschrank ausgemessen und die Beinfreiheit im Cockpit getestet. Alles super, wo kann ich unterschreiben? Drei Stunden Beratungsgespräch. Ich kenne jetzt jeden Zenitimeter von dem Wohnmobil, inklusive die Lebensgeschichte vom Verkäufer plus tausend Dinge, die ich noch nicht über meinen Partner wusste. Ist mir völlig neu, dass mein Freund keinen Spinat mag und Bettvorleger spießig findet. Aber zum Thema fernsehen und Satellitenschüssel waren wir uns einig. Brauchen wir nicht. Einen Fernseher haben wir nicht einmal daheim. Warum dann im Urlaub? Ein „Muss“ ist die Soganlage, gegen WC Gerüche. Auch wenn man auf kleinstem Raum zusammen lebt, möchte man manche Duftmarken nicht mit bekommen. Wichtig war uns auch eine Markise. Vom Wohnwagen haben wir noch unsere Außenküche und wollen die auch weiter nutzen. Das Kochen im Freien ist Urlaubsfeeling pur und keine lästigen Knoblauchgerüche im Wohnmobil. Die Sonderwünsche von meinem Freund konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber er versteht wahrscheinlich auch nicht, warum Frau mehr als drei Paar Schuhe hat. Na wenn ihm die Felgen dann so wichtig sind, dann soll er sie auch haben. Ein großer Vorteil am Wohnwagen war, dass wir ihn abstellen konnten und das Auto dann als Fortbewegungsmittel hatten. Damit wir auch mit Wohnmobil weiterhin einen fahrbaren Untersatz haben, wird demnächst noch eine Anhängerkupplung und eine Motorradplattform angebracht. So können wir unsere Vespa mitnehmen. Und dann gab es noch eine kleine Rangelei ums Nummernschild beim Kauf. Wir wollten 46 cm und der Händler 52 cm. Kurzes Nummernschild bedeutet keine Werbung darunter. Aber wir konnten uns durchsetzen.
Am Samstag konnten wir unser nigelnagelneues Wohnmobil abholen. Für meinen Freund ging ein lang ersehnter Herzenswunsch in Erfüllung und ich freue mich auf das gemeinsame Reisen. Das Womo (was für ein hässlicher Ausdruck) haben wir gleich getestet und einen kleinen Ausflug gemacht. Von dem Planschvergnügen berichte ich in den nächsten Tagen.
Warum wir uns letztendlich doch für ein Wohnmobil entschieden haben? Die Unabhängigkeit. Losfahren und fast überall halten können. Unser Ziel sind Kurztrips und mit Pippibox und Dusche sind wir flexibler. Hinzukommt, dass mein Freund demnächst auf Montage ist. Das bedeutet jeden Tag 70 km hin und zurück. Klingt jetzt nicht so weit, ist aber im Feierabendverkehr der absolute Stress. Und nach einem 10-12 Stunden Arbeitstag möchte man nicht unbedingt im Stau stehen. Deshalb wollen wir das Womo (mir gefällt der Name immernoch nicht, jemand eine bessere Idee?) auf einen nahe gelegenen Campinplatz abstellen und von Montag bis Freitag schläft er dort und ich komme ihn an meinen freien Tagen besuchen. Das gute am Schichtdienst ist ja, dass ich 10 Tage am Stück arbeite und dann vier Tage frei habe. Laut Google gibt es dort sogar einen Campingplatz an einem See. Das wäre natürlich ein Traum. An meinen freien Wochenenden können wir dann immernoch Kurztrips planen. Und da bin ich jetzt auf der Suche. Würde mich freuen, wenn Du mir Tipps für Wochenendausflüge round about Baden Würrtemberg geben könntest. Elsass, Bodensee und Schweiz interessieren uns sehr. Sollte halt hundetauglich sein. Ist aber nicht Bedingung.
Für uns ist somit die Campingsaison offiziell eröffnet und nun werden wir wieder häufiger einfach unsere Zahnbürsten schnappen und Freitagnachmittag einfach los fahren ins Blaue.
„Reise vor dem Sterben, sonst reisen Deine Erben!“… na wenn das kein genialer Spruch ist! Vielen Dank dafür, den werd ich bei nächster Gelegenheit direkt mal raus schmettern. 🙂
Sehr schöne Sache mit dem Wohnmobil (Womobi? Harry (=Haus Auf Rädern? 😀 ). Genießt die Unabhängigkeit und berichtet von weiteren Abenteuern. 🙂
Hallo Sandra,
schön, dass Dir mein neues Lebensmotto gefällt. Und ich bin gespannt wie der Satz in Spanisch klingt. Schöne Grüße aus dem kalten Deutschland zu Dir in die DomRep.