Happy Birthday on Sardegna. Am nächsten Tag hatte mein Freund Geburtstag. Wir wollten eigentlich nicht so weit fahren und uns Zeit lassen. Aber wir hatten unseren Standort in die Campinggruppe gepostet und wir bekamen den Tipp für ein Lost Place. Da werde ich Feuer und Flamme und will sofort hin. Kurzer Blick auf die Karte: gar nicht soooo weit weg. Wir wurden noch auf die engen Straßen hingewiesen. Zum Geisterdorf war es dann doch länger als gedacht und die Breite der Straße unangenehm eng. An parkenden Autos kamen wir nur knapp vorbei. Das Dorf Gairo Vecchio ist der erste Lost Place, den ich gesehen haben, der nicht völlig mit Graphiti verunstaltet wurde. Dort oben wehte ein heftiger Wind und es zog uns zurück ans Meer. Durch Zufall sind wir in Arbatax gelandet und folgten der Beschilderung zu einem Campingplatz. Der erst wieder am Abend öffnen würde. Durch einen Spalt im halb verschlossenen Tor huschten wir durch und sahen uns das Gelände an. Das Campingdorf Telis ist perfekt für uns. Direkt am Meer. Großzügige Stellplätze. Und das Bad hat mich überzeugt: Toilette, Bidet, Dusche und Waschbecken in einem Raum. Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil hielt uns der Besitzer ( der direkt daneben in einem kleinen Häuschen wohnt) das Tor auf und meinte, dass wir uns einen Platz suchen sollten und später könnten wir uns anmelden. Und wir parkten auf unserem ausgesuchten, perfekten Standort.
Abends saßen wir vor unserem Chausson und ich erinnerte mich an die Worte eines guten Freundes: “ Da sitzt man dann vor seinem Wohnmobil und fragt sich, ob man so den Rest seines Lebens Urlaub machen will?!?“ Gute Frage. Für meinen Freund und mich ist es ein völlig neues Urlaubserlebnis. Vorher der Luxus im Hotel und jetzt Abenteuer auf der Straße. Man sieht viel mehr. Auch Dinge, die einem nicht gefallen. Müll am Straßenrand, bettelnde Kinder oder streunende Hunde. Da wird mein Herz ganz schwer und ich möchte so gerne helfen. Ständig muss mein Freund anhalten, weil ich ein Foto machen möchte. Weil es ganz neue Eindrücke für mich sind und ich sie festhalten möchte.
In Arbatax sind wir eine ganze Weile geblieben. Mit 33 Euro pro Nacht, mit Hunden war das auch in Ordnung. Wir haben auch zwangsläufig die Gegend erkundet, da man mit Wohnmobil ja nur indirekt mobil ist. Albern damit zum nächsten Supermarkt zu fahren und die Hunde haben sich über den Auslauf gefreut. Ich hoffe, dass wir im nächsten Urlaub schon unsere Anhängerkupplung und auf der Plattform unsere Vespa haben. Die Bestellung läuft. Der Campingboom aber auch. Aber dann erwischten uns doch zwei Tage Regen. Und die waren dann echte Entspannung. Bücher/ Zeitschriften lesen, ganz viel kuscheln und erzählen. Ab und zu ein Blick aufs Handy, heiss duschen nach dem Gassi gehen, Pizza holen und im Wohnmobil bei Kerzenlicht schmecken lassen. Nach vier Tagen kam etwas Leben ins Campingdorf. Es kamen drei Wohnmobile, mit jeweils einem älteren Mann an Board und wenig später auch der Schweizer, in seinem Kastenwagen. Vertraute Gesichter. Da wurden dann erst einmal die Erfahrungen der letzten Tage ausgetauscht. Da es keine Aussicht auf Besserung des Wetters gab, beschlossen wir, dass wir genauso gut weiter fahren könnten. Richtung Olbia. Und dort erwartete uns im Gebirge nochmal richtig Schnee. Zum Glück hatten wir vor dem Urlaub noch Allwetterreifen aufziehen lassen. Unsere Fahrt wurde einige Male gestoppt, da sich Kühe, Schafe, Ziegen oder Pferde auf der Fahrbahn tummelten und nicht bereit waren Platz zu machen.
Wer Lust auf endlos langen weißen Sandstrand hat, muss unbedingt in Budoni Halt machen. Als geborener Fischkopp sieht das ganz nach Heimat aus. Und es erwartet Dich ein Strand, wie in der Karibik.
Olbia war uns empfohlen worden, um sich noch einmal mit sardinischen Köstlichkeiten einzudecken, aber wir brauchten auch unbedingt noch ein Mitbringsel für unsere Mädels. Das möchte ich immer so schnell wie möglich erledigen, denn ich mag nicht am Ende des Urlaubes gestresst und krampfhaft nach etwas suchen. Und Italien ist in Sachen Mode nunmal Vorreiter und die Kinder sind immer ganz scharf auf Kleidung von dort. In der Nähe vom Flughafen gibt es zwei Einkaufscenter, wo man alles bekommt, was das Fashionherz begehrt. Auf dem Parkplatz parkte direkt neben uns ein Wohnmobil aus Siegen. Zwei Damen flitzten schnurstracks ins Shoppingparadies. Eine blieb beim Wohnmobil und wir kamen ins Gespräch. Sie berichtete, dass Urlauber gerne vor solchen Läden ausgeraubt werden. Man vergnügt sich beim Einkaufen, isst noch eine Kleinigkeit und in der Zwischenzeit wird in das Wohnmobil eingebrochen. Zu Hochsaisonzeiten ist es besonders schlimm. Ich bin dann lieber alleine einkaufen gegangen und mein Freund holte sich noch ein paar Tipps für Camping auf Sardinien. Denn die Dame kannte sich gut aus. Seit 25 Jahren überführt sie Wohnmobile auf die Insel, die dann dort vermietet werden. Ihre Empfehlung war auch das Ferienzentrum Isuledda. Ein Schmuckstück auf einer privaten Halbinsel. Hatte aber auch seinen Preis: 40 Euro pro Nacht. Hundestellplätze sind auch direkt am Meer möglich. Wer Luxuscamping bevorzugt ist hier genau richtig: mit Spa, Fitnessraum und Amphitheater. Sanitärbereich sehr sauber und ausreichend vorhanden. An einem Abend waren wir im Restaurant essen. Wegen einem Defekt in der Küche gab es nur Pizza. Aber die war sehr gut. Und vom Preis eher günstig.
Auf dem Campingplatz gibt es mehrere Strände zu glasklarem Wasser. Da der Platz zu dieser Zeit noch nicht gut besucht war, konnten wir uns ausreichend umsehen und die frühlingshafte Umgebung genießen. Überall frisches Grün und viele blühende Blumen. Ich kann mir vorstellen, dass es im Sommer dort etwas spärlicher ausfällt.
Der Campingplatz war so schön, dass wir eigentlich gar nicht mehr weg wollten. Wir sind dort auch bis zum letzten Tag geblieben. Das restliche Stück nach Porto Torres wollten wir über Land fahren. Unsere Karte brachte uns nicht so recht weiter und wir aktivierten Google Maps. Und erlebten das erste Mal eine böse Überraschung, denn wir wurden auf einen schmalen Feldweg geleitet. Ohne Wendemöglichkeit. Bäume und Sträucher schrammten über das Wohnmobil. Das Geräusch tut wirklich weh. Ein paar Mal kam uns ein PKW entgegen und es ging nur mit eingeklappten Spiegel und haarscharf aneinander vorbei. Und jedesmal ein Kopfschütteln des Autofahrers. „Die verrückten Deutschen fahren auch überall mit ihrem Wohnmobil.“
In Porto Torres wollten wir noch zu Abend essen, da es uns auf der Fähre nicht so gut gefallen hatte. Aber auch da keine offenen Restaurants. Wir mussten dann auf einen Mc Donalds zurück greifen und sind jetzt für immer vor dieser Fastfoodkette geheilt. Die Burger waren ungenießbar.
Eine große Überraschung gab es dann noch auf der Fähre. Man konnte keinen Zwinger buchen. Die Hunde waren offiziell in der Kabine erlaubt. Wir bekamen zwei saugfähige Tücher ausgehändigt und der Boden der Kabine war diesmal aus Linoleum und kein Teppichbodenbelag. Wir waren sehr skeptisch, da wir befürchteten, dass die Hunde bei jedem Geräusch bellen würden. Aber es war eine sehr ruhige Nacht und wir konnten ganz entspannt Richtung Heimat düsen.
Da das Wohnmobil jetzt eingefahren war, testeten wir unseren Chausson auf Geschwindigkeit. 160 km/h sind locker drin. Nur leider hebt dabei das Dachfenster 1cm ab. Das macht uns ein bißchen Sorgen und wir müssen wohl demnächst unserem Händler einen Besuch abstatten.
Jetzt hat das Womo erst einmal Pause und wir haben Zeit, unsere nächste Route zu planen. In fünf Wochen geht es wieder los.