Wer Hamburg hört, denkt sofort an Reeperbahn, Fischmarkt und HSV. Bestimmt kann die Hansestadt noch mehr, aber wir wollten feiern und ordentlich Spaß haben. Wir haben das Nützliche mit dem Praktischen verbunden. Durch den Kauf unseres Wohnmobils war die Knutschkugel überflüssig. Und der Eriba Wohnwagen ist über Ebay Kleinanzeigen nach Hamburg verkauft worden. Eine wunderbarer Vorwand, um einen Wochenendtrip zu starten.Freitagmittag ging es los. 680 km Richtung Norden. Uns war klar, dass wir es nicht in einem Ritt schaffen. Irgendwann kommt die Müdigkeit. Wir hatten Schlafsäcke dabei und haben die letzte Nacht im Wohnwagen auf einem Rastplatz verbracht. Ich war zwar müde, aber die vorbei donnernden LKW`s ließen mich nicht richtig zur Ruhe kommen. Richtig geschlafen habe ich wohl nur vier Stunden. Die letzten 50 km am nächsten Morgen habe ich dann auch irgendwie verschlafen.
Um 11 Uhr waren wir mit den Käufern verabredet und wir hatten genug Zeit, um mit der Knutschkugel an den Hamburger Hafen zu fahren. Wir wollten noch ein schönes Erinnerungsfoto machen und in ein Krabbenbrötchen beißen.
Das Ehepaar, dass unseren Eriba Wohnwagen gekauft hat, lud uns spontan zu einer Stadtrundfahrt ein. Fünf Stunden Sightseeing vom Feinsten. Er war jahrelang im Rettungsdienst tätig und sie als Krankenschwester. Geschichten über Hamburg, Anekdoten und Hintergrundwissen haben das zu einem richtigen Erlebnis gemacht. Die Zeit verflog nur so und ich wurde langsam etwas panisch, denn wir hatten uns für den Abend mit meiner besten Schulfreundin verabredet. Vorher mussten wir noch im Hotel einchecken und im Wohlfühloutfit wollte ich bestimmt nicht feiern gehen. Ich hatte meine Freundin seit 17 Jahren nicht mehr gesehen. An Gelegenheiten hatte es bestimmt nicht gemangelt, denn ich war häufig mal auf der Durchreise über Hamburg. Aber bei ihr hatte es zeitlich nie gepasst. Im Stillen dachte ich, dass sie wieder kurzfristig absagen würde. Aber Nein. Pünktlich 4 Mituten und 38 Sekunden verspätet, trafen wir uns am Maredo. Und die Party konnte beginnen. Vorglühen mit sehr guten Cocktails im Herzblut und erst einmal ganz viel quatschen. Nach 17 Jahren hat man sich verdammt viel zu erzählen und ist unheimlich durstig. Zu einer Uhrzeit, die ich heute nicht mehr benennen kann, wurde es uns dann zu laut und wir suchten nach einer neuen Trinkstätte…pardon…Bar. Auf der 930m langen Reeperbahn krallten uns die Promoter von der Titty Twister Bar. Wir sahen wahrscheinlich zahlungskräftiger aus, als die Jugend, die drei Stunden an einer Cola nuckeln kann. Aber es war besser als erwartet. Abwechslungsreiche Songs, zu denen wir auch tanzen konnten. Irgendwie hat sich die Elektromusik seit den 90igern nicht so großartig verändert. Und dort werden knallharte Gintonic gemixt. In den frühen Morgenstunden ging es zurück ins Hotel. Noch ein Absacker an der Bar, mit einem redelustigen Barkeeper und dann ab ins Bett.
Ich muss ja gestehen, dass mich auch das Ankerfieber gepackt hat. Schmuck, Kleidung, Deko und anderer Schnickschnack sind mit dem Schiffszubehör geschmückt. Steht doch der Anker für ewige Liebe, Schutz und Halt und der Suche nach Abenteuern. Genau mein Ding. Und in Hamburg gibt es kaum einen Laden, der nicht etwas mit dem Ankersymbol anbietet. Gerne würde ich mir noch einen Anker tätowieren lassen. Aber mein Partner möchte kein weiteres Tattoo. Und das akzeptiere ich. Geschmäcker sind verschieden.
Bist Du auch so ankerverrückt? Jeden Mittwoch kann man unter #ankermittwoch ganz viele originelle Bilder auf Instagram bestaunen.
Am Sonntag mussten wir leider die Heimreise antreten, aber vorher wollten wir noch unbedingt das U-Bootmuseum am Fischmarkt anschauen. Mein Vater hatte bis zu seinem Tod U-Boote konstruiert und ich hatte noch nie eins von innen gesehen. Im Hafen liegt das russische Unterseeboot U-434. Und ich kann den Besuch nur empfehlen, auch wenn man nicht unbedingt an der Technik interessiert ist. Der Museumsführer bringt einem den Alltag unter Wasser so nah, dass ich mich zeitweise zusammen reißen musste, um nicht Platzangst zu bekommen. „Nein, wir sind nicht untergetaucht und ich kann jederzeit aus der Luke klettern.“ musste ich innerlich immer wieder vor mich hin sagen. Ich habe jetzt die größte Achtung vor diesen Männern, die 80 Tage unter minimalsten Lebensbedingungen, Stress und Angst ihren Dienst absolviert haben. Das U- Boot war immerhin noch bis 2002 aktiv und man kann sehen, wie die Mannschaft hart arbeiten und leben musste. An dem Tisch, wo alle gegessen haben, wurden auch Notoperationen durchgeführt. Der Koch war gleichzeitig auch Arzt. Die Küchenhilfen waren Medizinstudenten im letzten Semester, die einen Kochkurs absolviert hatten und im Notfall dem Chirurgen assistieren konnten. Heimaturlaub gab es für sechs Wochen. Alle vier Jahre. Ansonsten war man 80 Tage unter Wasser und danach zum Aufpäppeln auf einem Krankenhausschiff. Nach über zweieinhalb Monaten im U-Boot geht man da nicht mehr aufrecht heraus. Mein Job kommt mir plötzlich gar nicht mehr so schwer vor. Interessant fand ich auch die Ansicht der Russen über das Schweißen am und im U-Boot. Der äußere Körper wird von Männern geschweißt. Innen, die kleinen, aber wichtigen Details dagegen von Frauen. Ihre Schweißnaht ist wesentlich sauberer. Erstens trinken Frauen weniger Vodka und zweitens arbeiten sie genauer. Die Qualitätsprüfung der Nähte machen Mütter, deren Söhne auch U-Bootfahrer sind. Sehr schlau. Es könnte bei einem Unfall auch ihren eigenen Sohn treffen. Die Führung ist wirklich spannend und eindrucksvoll und ich kann sie nur jedem Hamburgbesucher empfehlen.
Von dem aufregenden Wochenende fasziniert, planen wir auf jeden Fall einen zweiten Besuch in diesem Jahr. Nur dann mit unserem Chausson. Stellplätze in und um Hamburg herum gibt es zum Glück zahlreich. Jetzt muss unser Wohnmobil erst einmal in die Werkstatt. Wir brauchen noch ein zusätzliches Fenster für Bounty, unseren großen Hund und mit viel Glück sind dann auch schon die Felgen da.
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Hamburg ist echt eine wundrschöne Stadt! Vor allem mir den ganzen Musicals
Für mich die aufregendste Stadt in Deutschland. Man kann dort alles erleben. Und da stört mich nicht mal das Schietwetter.