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Camping auf Kreta im Dezember

31. Januar 2023

Dem Winter entfliehen und bei fast sommerlichen Temperaturen die griechische Insel Kreta erkunden? An endlos langen Stränden freistehen und die Sonne beim Eintauchen ins Meer beobachten? Dann ist der Dezember genau die richtige Zeit für Dich und Deinen Camper. Du musst allerdings ein paar Sachen beachten, wenn Du Kreta im Winter kennenlernen möchtest. Wir berichten Dir von unseren Erfahrungen und geben Dir Tipps für tolle Hotspots auf der griechischen Insel.

Übersicht:

Warum im Dezember auf Kreta campen?

Die Anreise

Ver- und Entsorgung und Campingplätze auf Kreta

Das Wetter im Dezember

Hotspots

Warum im Dezember auf Kreta campen?

  1. Es locken nicht nur spätsommerliche Temperaturen zwischen 17 und 26 °C ,sondern auch die fast touristenfreie Insel. Gelegentlich begegnet man anderen Campern und wir haben lange und lustige Abende miteinander verbracht.
  2. In der Hauptsaison ist das Freistehen auf Kreta verboten. In den anderen Monaten wird es aber geduldet.
  3. Es gibt keine Mücken.
  4. Alle Hotspots, die im Sommer überlaufen sind, hat man für sich alleine.
  5. Im Dezember ist Olivenernte. Ein Erlebnis zu sehen, wie das beste Olivenöl der Welt entsteht.

Die Anreise

1. Tag der Anreise

Die erste Frage, die kommt, wenn wir erzählen, dass wir mit dem VW Bus auf Kreta waren, ist: wie viele Tage braucht man? Wir brauchen vier, aber es ist auch in drei Tagen machbar. Startpunkt ist bei uns Stuttgart. Wenn man natürlich von Hamburg anreist, sind vier Tage realistischer. Slow Travel ist eher unsere Reisegeschwindigkeit. Immerhin haben wir Urlaub und es kommt immer wieder vor, dass wir spontan irgendwo anhalten und uns ein paar Stunden etwas ansehen. In diesem Fall war es der Weihnachtsmarkt in Meran. Eigentlich wollten wir uns in Kortsch/Vinschgau ein uriges Hotelzimmer nehmen, in einem Restaurant schlemmen und nächsten Tag weiter fahren. Leider hatten keine Hotels mehr offen. Aber dreißig Kilometer weiter ist Meran und wir sind dort über den Weihnachtsmarkt geschlendert. Zum ersten Mal Apfelglühwein probiert und Hirschwurst mit Käsesoße gegessen. Der Lichterglanz, Duft von Crépes mit Zimt und Calvados und Palmen an der Uferpromenade machen eine wunderschöne weihnachtliche Stimmung. Da wir ein eingebautes Bett im VW Bus haben, konnten wir problemlos auf einem Rastplatz übernachten. Dann gibt es morgens auch gleich einen frischen Cappuccino.

2. und 3. Tag

Von Meran ging es am nächsten Tag direkt nach Ancona. Um 16.30 Uhr sollte die Fähre ablegen, aber es ging erst zwei Stunden später los. Ein Flugzeug mag die Zeitdifferenz irgendwie wieder geradebiegen, aber eine Fähre auf dem Meer holt da nicht viel rein. Dementsprechend waren wir schon beim Zwischenstopp in Igoumenitsa anderthalb Stunden zu spät. Die Nacht auf dem Meer war fast ruhig. Der Seegang hat uns sanft in den Schlaf gewiegt. Wir waren aber auch gut gesättigt durch ein hervorragendes Menü aus dem Selbstbedienungsrestaurant. Das deutlich günstiger, als auf der Grimaldi Fähre, im Sommer war. Wir hatten uns dieses Mal wieder für Superfast entschieden. Preislich um die 120 EUR höher, aber dafür mehr Komfort. Saubere Kabine, Handtuchservice und eben ein sehr viel besseres Angebot bei der Essensauswahl. Nur mit der griechischen Pünktlichkeit ist das so eine Sache. So kamen wir natürlich auch zwei Stunden später in Patras an. Unsere Anschlussfähre sollte um 21 Uhr losgehen. Ankunftszeit in Patras war aber 17 Uhr. Und die Fahrtdauer laut Google Maps dreieinhalb Stunden. Eine Stunde Puffer bei Feierabendverkehr um Athen? Machbar, wenn Vollgas. Bedeutet auf griechischen Autobahnen 130 km/m. Mit diversen Baustellen. Und mit Geschwindigkeitsbegrenzungen zwischen 100 und 40 und das in einem Abstand von ein paar Metern. Der Grieche nimmt es sehr neutral und brettert mit 100 km/h durch. Wir sind ganz brav und kriechen in der angegeben Geschwindigkeitsanzeige über die Autobahn. Lichthupe war da die freundlichste Begegnung. Die Ausschilderung zum Hafen Pireus ist gut, aber unser Tor zum Dock war verschlossen. Wir mussten wieder drehen und haben das erstbeste Tor genommen, was offen war. So kamen wir gerade noch rechtzeitig zu unserer Fähre nach Heraklion. Ein paar Minuten später hat sie abgelegt.

4.Tag

Pünktlich um 6.15 Uhr lief die Anek Fähre in den Hafen von Heraklion ein. Mit dieser Fähre waren wir schon häufiger gefahren und wundern uns jedes Mal, dass sie noch in Betrieb ist. Im Sommer würde ich mir keine Kabine nehmen, denn da kann man gut an Deck schlafen. Viele haben ihre Isomatten und Schlafsacke dabei und nächtigen in den Fluren. Da wir nicht wussten wie die Temperaturen auf See sein würden, haben wir sicherheitshalber eine Kabine gebucht. Ich sag mal so: zum Schlafen reicht es. Und um 4.30 Uhr war eh die Nacht vorbei und so kamen wir recht müde in Heraklion an.

Ver- und Entsorgung und Campingplätze auf Kreta

Wir sind mehrere Campingplätze angefahren, aber alle hatten geschlossen. Angeblich gibt es eine Toilettenentsorgungsstelle in Heraklion, im Hafen, nur leider haben wir sie nicht gefunden. Wir hatten uns schon vorher über dieses Thema informiert und improvisiert. In einen Holzhocker wurde eine toilettengroße Öffnung gesägt. Darunter ein Eimer mit schwarzem Müllbeutel und darin Katzenstreu. Nach dem Geschäft Beutel zusammenknoten und in die nächste Mülltonne. Kläranlagen gibt es nur in den großen Städten von Kreta und deshalb wahrscheinlich so wenige Entsorgungsmöglichkeiten. Man kann aber auch freundlich in der nächsten Taverne anfragen: Pú íne í tualéta? Wir hinterlassen dann ein kleines Trinkgeld und beide Seiten sind zufrieden. Wichtig dabei ist, dass man auf Kreta kein Toilettenpapier mit in die WC-Schüssel wirfst, da es sehr leicht zu Verstopfungen kommen kann. Es gibt immer einen kleinen Eimer daneben, wo das Papier hineingehört. Dagegen ist die Frischwasserversorgung weniger das Problem. An Straßenrändern, Stränden und Tavernen gibt es Wasserhähne. Leider nicht kompatibel mit unseren Schlauchsystemen. Da muss man dann per Kanne umfüllen. Aber vor dem Trinken unbedingt abkochen. Das Wasser kommt aus Zisternen und wer weiß, wie lange es darin schon ist. Von anderen Campern haben wir auch erfahren, dass es für sie problematisch war, Toilette und Grauwasser zu entsorgen. Deren Lösung war, dass sie sich für einige Tage eine Ferienwohnung genommen haben und da nach Möglichkeiten gefragt haben. Und dort auch ihre Wäsche waschen durften. Das Wäscheproblem hatten wir weniger, da wir immer wieder mal in unser Ferienhaus gefahren sind und dort waschen konnten.

Strand von Dermatos

Wer gerne mit seinem Camper freisteht und dass auch noch direkt am Strand, der ist auf Kreta genau richtig. Meistens gibt es noch die Möglichkeit, Wasser zu holen und für Schatten sorgen Bäume. Wir standen größtenteils alleine oder sehr weit auseinander zu anderen Campern. Man kann also auch mal nackt ins Meer hüpfen. Viele idyllische Strände sind weit weg zum nächsten Ort. Es lohnt sich daher, Vorräte einzukaufen. Die meisten Tavernen haben auch geschlossen. In größeren Orten wird man aber immer fündig. Es gibt keine riesige Auswahl, aber dafür gute mediterrane Kost. Gemüse und griechischer Salat stehen an erster Stelle.

Das Freistehen ist nur in der Nebensaison geduldet. In den Sommermonaten drohen sogar Strafen, wenn man nicht auf dem Campingplatz nächtigt. Wir hatten eine Polizeikontrolle in der Nähe von Chania. Unser Nummernschild wurde überprüft und ob wir Müll liegen lassen, haben.

Das Wetter im Dezember

Laut Klimatabelle hat es tagsüber 17° C und nachts 11° C. Die Wassertemperatur beträgt um die 17° C und es hat durchschnittlich vier Sonnenstunden am Tag. Regnen soll es neun Tage. Unsere Erfahrungen waren etwas anders. Wir hatten bis zu 26° C. Im Meer konnte man noch sehr gut schwimmen und die Sonne schien von 8 Uhr bis 16 Uhr. Regen hat wir in den fünf Wochen an drei Tagen. Wir waren schon einmal im Oktober/November auf Kreta und da waren die Herbststürme sehr stark. Am Strand sitzen war unmöglich, da der Sand ins Gesicht gepeitscht ist.

Wolkenloser Himmel

Hotspots

Der Palmenwald von Preveli

Schon die Hinfahrt ist beeindruckend, durch meterhohe Schluchten und enge Straßen, kamen wir auf einem menschenleeren Parkplatz an. Der Weg zum Flussdelta ist gut ausgeschildert und man muss bestimmt 200 Höhenmeter hinunter steigen, auf felsigen Stufen. Man hat von oben einen atemberaubenden Ausblick auf den Palmenwald. Was ich mir absolut nicht vorstellen kann, diese Treppen bei 40 °- 45° C im Hochsommer wieder hochzuklettern. Wir sind jetzt schon ordentlich ins Schwitzen gekommen. Der Palmenwald ist wie ein Park angelegt, man kann unter den riesigen Bäumen, entlang des wilden Canyons spazieren gehen. Das Wasser schimmert türkis bis grün und der Fluss endet im Meer.

Palmenwald von Preveli

Keramikkunst

Nicht weit vom Palmenwald liegt der kleine Ort Asomatos. Dort gibt es die Töpferei „Hydria“ und Stavros Kollonákis stellt hier wunderschöne Dinge aus rotem Ton her. Schüsseln, Tassen, Teller und kleine Souvenirs in kunterbunten Farben. Man kann dem Meister auch bei der Arbeit zusehen und er nimmt sich die Zeit für eine ausführliche Beratung. Ich bin ganz verliebt in die Salatschüssel. Adresse: Asomatos Ag. Vasilios 74060

Stavros Kollonákis bei der Arbeit
Die Salatschüssel begleitet uns jetzt

Elafonisi

Südseetraum auf Kreta. Die Lagune lockt mit puderweißem Strand und türkisblauem Meer. Im Winter das Ziel für Windsurfer. Der Weg zum Parkplatz ist etwas abenteuerlich und durch Regen stark ausgespült.

Elafonisi

Matala

Die Hippiehöhlen von Matala. Wir konnten direkt auf dem Parkplatz übernachten. Es gab nur zwei weitere Wohnmobile auf dem Platz und was ich besonders toll fand, war, dass die Toiletten geöffnet waren. Relativ sauber, nur das Toilettenpapier musste man selbst mitbringen. Am nächsten Morgen war die Enttäuschung erst einmal groß, denn der Zugang zu den Höhlen war verschlossen. Wir sind dann am Strand zurück zu unserem VW-Bus geschlendert und als wir noch einmal einen Blick auf die Höhlen geworfen haben, konnten wir sehen, wie ein Mann das Eingangstor aufschloss. Also wieder zurück. Vier Euro Eintritt wollte er sich wohl nicht entgehen lassen, denn nachdem wir fertig waren mit unserer Besichtigungstour, wurde kurzerhand wieder das Tor geschlossen.

Die Höhlen von Matala
Blick auf den Strand von Matala

Städtebummel

Heraklion, Chania und Rethymno sind in den Sommermonaten sehr überlaufen. Man schiebt sich nur die engen Gassen und kann eigentlich nicht so richtig die wunderschönen Altstädte bewundern. Wir haben es sehr genossen, kleine Läden mit einheimischen Produkten zu entdecken, Fotos machen zu können, ohne dass jemand ins Bild läuft und den Fischern bei ihrer Arbeit zuzusehen. Manchmal kamen wir uns in unserem sommerlichen Outfit komisch vor, denn die Kreter trugen Mäntel und sogar Mützen. Bei Temperaturen über 20 °C definitiv zu warm.

Das Parken in den Großstädten ist etwas gewöhnungsbedürftig. Auf öffentlichen Parkplätzen stellt man sein Fahrzeug ab und gibt den Schlüssel und die Parkgebühren dem Platzwächter. Dieser parkt bei Bedarf Dein Auto um, wenn jemand raus möchte oder er den Platz für ein größeres Fahrzeug braucht.

In Rethymno lohnt sich ein Blick auf den Boden. Dort haben die Schachtdeckel Delfinmotive

Wenn Ihr in der Nähe von Rethymno seid, dann haben wir eine Topadresse für eine Taverne, die moderne griechische Küche anbietet. Eine Speisekarte findet man im Alekos nicht. Es gibt jeden Tag ein anderes Menü. Der Preis für zwei Personen ist 40 Euro und enthalten sind lokale Getränke und ein ganzer Tisch voller Teller mit unterschiedlichen Vorspeisen, Gemüsesorten der Saison und Fleisch. Vorab muss man nur sagen, was man nicht möchte. Unglaublich lecker und typisch kretisches Essen. Adresse: Epar.Od. Armenon-Saitouron, Rethimno 741 00

typisch kretisch essen

Dezember ist Olivenzeit

Eines der Gründe, warum viele Tavernen geschlossen haben, ist die Olivenernte im Dezember. Jeder aus der Familie packt mit an, wenn es um die heiligen Früchte geht. Dieses Jahr bringt das Olivenöl besonders viel Geld ein, da die Erträge in Spanien und Italien sehr schlecht waren. Für einen Liter Öl bekommt ein Olivenbauer auf Kreta derzeit fünf Euro. In den Jahren davor waren die Preise zwischen zwei und vier Euro. Wir haben uns eine Ölmühle in der Nähe von Viannos angesehen und wurden sehr freundlich herumgeführt. Jeder Olivenbauer bringt seine Ernte selbst hin und bekommt auch nur das Öl aus seinen Früchten. Die Ölmühle produziert pro Jahr ca. 4 Millionen Liter Olivenöl. Wenn das erste Öl dickflüssig in die Wanne läuft, ist das schon ein sehr bewegender Moment. Wir durften sogar eine kleine Kostprobe mitnehmen.

Ölmühle in der Nähe von Viannos

Es waren sehr erlebnisreiche Wochen auf Kreta und es hat Spaß gemacht, die Insel mit dem VW Bus zu erkunden. Wir hatten einsame Strände, sind mit Meeresrauschen aufgewacht und hatten fast noch sommerliche Temperaturen. Nicht selten wurden wir zum Anhalten gezwungen, weil eine Schaf- oder Ziegenherde die Straße belagert hat. Bei Letzteren konnten wir die Geburt von einem Zicklein bewundern, dass direkt am Straßenrand geboren wurde.

Den Dezember können wir gut als Reisemonat weiter empfehlen. 2018 waren wir schon einmal mit dem Wohnmobil auf Kreta, den Bericht findest Du hier. Mit dem VW Bus, der Allrad hat, war es sehr viel leichter, weil man ganz andere Strecken fahren und auch mal bis Meer parken kann. Viele weitere Bilder von unserem Roadtrip findet Ihr auf Instagram.

Straßenkunst in Heraklion
  1. Wahnsinns-Artikel. Da freuen wir uns gleich doppelt, dieses Jahr das erste Mal im Dezember auf Kreta zu sein. Im Dezember baden. Und die Hotspots menschenleer zu erleben. Traumhaft! Vielleicht sieht man sich?

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