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Auf der Suche nach neuen Zielen

14. März 2019

Heute habe ich einen sehr interessanten Artikel in der Zeitung gelesen. Für viele Städte bedeutet Tourismus eine gute Einnahmequelle und sichere Arbeitsplätze. Aber viele brechen auch unter dem Ansturm der Reiselustigen zusammen. Venedig, Mailand und Dubrovnik sind komplett überfüllt. Auf Mallorca gibt es Antitourismusdemonstrationen und der berühmte Strand Maya Bay in Thailand, wo der Film „The beach“ mit Leonardo Di Caprio gedreht wurde, musste geschlossen werden. Man möchte der Natur die Möglichkeit geben, sich zu erholen. Selbst die Campingplätze an Nord- und Ostsee sind im Sommer überlaufen. Der Wirtschaft geht es gut und die Wohnwagen und Wohnmobilhersteller kommen mit der Produktion kaum hinterher. Die Fluglinien freuen sich über ausgebuchte Flugzeuge. In Italien spontan mit unserem Wohnmobil auf einem Campingplatz für eine Nacht bleiben? Die Antwort war: “ Wir sind ausgebucht. Von April bis Oktober geht es nicht ohne Reservierung.“ Der Rest des Satzes war ein Beleidigung, die ich jetzt lieber weg lasse.

Bestimmte Orte, wie der Eiffeltum, der schiefe Turm von Pisa oder auch der Köllner Dom werden als Hotspot noch auf Instagram gepusht. Jeder möchte dieses typische, berühmte Bild mit der Sehenswürdigkeit. Dass man für ein Foto anstehen oder ewig lang warten muss, damit keiner ins Bild huschen kann, wird nicht erwähnt. Ich schließe mich da nicht aus. Wenn unser Wohnmobil vor einem wunderschönen Hintergrund steht, schnappe ich auch vor Freude nach Luft und mache gefühlte hundert Bilder. Und für ein Foto von unserem Chausson vorm Big Ben würde ich vermutlich sogar meine Kinder verkaufen. Aber es gibt Orte, die würden für die zehntel Aufmerksamkeit alles tun. In Slowenien gibt es kostenlose Stellplätze, wenn man verspricht einheimische Produkte zu kaufen. In Portugal bekommt man gratis Kaffee, wenn man die Stadt als Hashtag bei Instagram postet. Von Overtourismus hat man in Montenegro noch nie gehört. Zeit zum Umdenken, oder? Weg von den touristischen Highlights und mehr spannende Geheimtipps. In Italien haben wir ein fantasischen Grillrestaurant entdeckt, weil wir uns verfahren haben. Heute ärgere ich mich, dass ich Euch diesen Insidertipp nicht weitergeben kann. Ich dachte, dass es niemanden interessieren wird. Auf der Akroplis, in Athen, bekamen wir von einem Einheimischen den Tipp, in eine ganz kleine Taverne in die Sokratesstraße zu gehen. Die Gaststube war in einem kleinen Keller. Dort habe ich das erste Mal Fawa gegessen. Ein gelbes Linsenpüree mit viel Olivenöl und Zwiebeln. Es hat lange gedauert bis ich es nachkochen konnte. Jetzt ist es aus unserem Speiseplan nicht mehr weg zu denken. Aber das ist der Punkt. Mal abweichen von der Route. Neues Entdecken und nicht das tausendste Foto von einem Hotspot auf Facebook teilen. Es gibt sowie immer jemanden, der es besser fotografiert/bearbeitet hat. Wonach suchst Du Dein Urlaubsziel aus? Empfehlungen? Schöne Fotos im Internet? Oder fährst Du einfach drauf los?

Auf der Suche nach dem perfekten Bild

Was können wir tun, um Touristenhighlights zu entlasten? Unser nächster Roadtripp ist in die Toskana geplant. Vorher habe ich mich informiert und Reiserrouten ausgedruckt. Die ich nach dem Zeitungsartikel jetzt wieder weg schmeisse. Wir fahren blind drauf los. Vielleicht schaffen wir es nur nach Bayern. Eventuell gefällt es uns dort so gut, dass wir bleiben. Vielleicht zieht es uns bis nach Österreich. Es kann sein, dass wir dann dort campen. Und ganz vielleicht schaffen wir es bis Italien. Im März sind viele Urlaubsregionen noch nicht überfüllt. In der Nebensaison zu campen ist für wenige möglich. Schulpflichtige Kinder. Betriebsferien. Jetzt brauche ich Dich! Haut Eure Insidertipps raus. Wo gibt es fantastische Orte, die es nicht ins Social Media geschafft haben? Gutes Essen, nette Menschen und schöne Sonnenuntergänge gibt es überall auf der Welt.

Die Empfehlung aus dem Zeitungsartikel war, dass die Ostsee in Polen genauso schön ist wie in Deutschland. Nur wesentlich günstiger. Wäre das eine Option für Euch? In meiner Kindheit waren wir jedes Jahr in der Nähe von Brünn/Brno in Tschechien campen. Ganz klassisch mit Zelt. Dort habe ich das erste Freibad in meinem Leben gesehen. Und den fiesesten Bauchklatscher vom 5 m Brett erlebt. Genau da will ich wieder hin. Gucken, wie es dort jetzt ist. Als Kind romantisiert man ja gerne. Und was mich unheimlich reizen würde, wären geführte Touren. Drei Wochen mit anderen Wohnmobilisten in einem fremden Land unterwegs sein. Meine Favouriten sind die Ukraine und Marokko. Der Zeitungsartikel hat mich wirklich nachdenklich gemacht. Und hat meine Lust auf Abenteuer geweckt. Vor fast genau 22 Jahren war ich noch etwas mutiger. Bin mit wenig Taschengeld und ohne Plan nach Namibia geflogen. Drei Wochen in einem kleinen Auto geschlafen. Tagsüber geschwitzt und nachts gefroren. Die Erinnerung daran werde ich nie vergessen. Noch heute schwärme ich davon.

Regenzeit in Namibia

Über Camping in osteuropäischen Ländern habe ich mit zwei anderen Campern gesprochen und meine Bedenken zum Thema Sicherheit wurden mir genommen. Es ist wohl nicht gefährlicher/ungefährlicher als in westeuropäischen Ländern. Es gibt deutlich weniger Campingplätze und die hätten nicht den hohen Anspruch wie bei uns. Was ich jetzt nicht unbedingt schlimm finde. Saunen und Hallenbäder konnten wir, wegen unserer Hunde, auch nicht nutzen. Und die sanitären Anlagen haben wir ja selbst dabei. Wichtig wäre nur die Abwasserentsorgung und Trinkwasser zum Nachfüllen. Im Urlaub werde ich mich auf jeden Fall intensiver mit dem Thema beschäftigen. Auf unseren Roadtrip in die Toskana freue ich mich trotzdem. So kurzfristig und spontan bin ich dann doch nicht, dass in eine ganz andere Richtung geht. Und bei dem Schmuddelwetter zieht es uns sehr Richtung Süden. Die letzten Nächte hat das Wohnmobil geschwankt wie bei Seegang.

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