„Ich könnte Korsika mit verbundenen Augen am Duft erkennen.“ (Napoleon Bonaparte)
Dem Herbst entfliehen und noch einmal ordentlich Sonne tanken, Meeresluft, Rosmarin und Pinien riechen. Denn so duftet Korsika für mich. Die Insel hat uns nicht nur von der Natur und den endloslangen Stränden oder atemberaubende Steilküsten beeindruckt, sondern wir haben auch das erste Mal splitterfasernackt gecampt. Wie es dazu gekommen ist und ob es uns gefallen hat, könnt Ihr jetzt nachlesen. In die Kuscheldecke einwickeln, Lieblingstee trinken und von Korsika träumen. Viel Spaß beim Lesen.
Im Oktober wurde es schon richtig ungemütlich in Deutschland und da war klar, dass es Richtung Süden gehen musste. Ich hatte schon länger mit Korsika geliebäugelt, aber wir wollten uns noch nicht richtig festlegen und hatten keine Fähre im Voraus gebucht. Es ist sehr ärgerlich, wenn man unterwegs eine schöne Gegend entdeckt, aber dann nicht bleiben kann, weil der Termin für die Fähre feststeht. Leider war das Wetter auf der Fahrt nach Italien sehr regnerisch und windig, sodass wir direkt Genua angesteuert haben. Die nächste Fähre nach Bastia ging aber erst am nächsten Tag, sodass wir in Hafennähe auf einem sehr kleinen Stellplatz übernachtet haben. Von dort aus ist es nicht weit in die Altstadt von Genua und es lohnt sich, die ligurische Stadt zu entdecken.
Bastia
Mit sechs Stunden Überfahrt ist man sehr schnell auf Korsika und wir sind gleich den ersten Campingplatz in der Nähe von Bastia angefahren. Ein leichtes Abendessen und endlich wieder im Meer baden war unsere erste Aktion auf Korsika. Auf dem Campingplatz San Damiano standen wir mit unserem Wohnmobil unter riesigen Pinien und man kann das Meer rauschen hören. Bis zum Strand sind es nur wenige Gehminuten. Und der ist endlos lang. Aber das größte Highlight liegt gegenüber vom Platz. In der Lagune Ètang de Biguglia kann man Flamingos entdecken.
Für unsere Zeit auf Korsika hatten wir einen Roadtrip um die Insel geplant. Von Bastia nach Bonifacio, über Solenzara und auf der anderen Seite wieder hoch Richtung Porto. Aber meistens lacht sich das Schicksal ins Fäustchen, wenn ich einen Plan ausgetüftelt habe. Zumindest haben wir es am ersten Tag bis zum nächsten Campingplatz geschafft. Immerhin knapp 70 km. Aber da stand dieses riesige „FKK Camping“ Schild am Straßenrand und der Göttergatte schaut mich an und ich ihn und die Frage: sollen wir es ausprobieren?
FKK Camping
An der Rezeption baten wir darum, dass wir uns zuerst nach einem geeigneten Plätzchen umgucken können. Mit Nicki, unserem Prager Rattler, stehen wir ungern dicht an dicht mit anderen Wohnmobilen, denn sie hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Aber der Platz ist so riesig, dass wir uns gar keine Sorgen machen brauchten. Ganz vorne, direkt am Strand, sind die Plätze natürlich am beliebtesten und da steht man schon etwas dichter. Auf der anderen Seite vom Campingplatz ist das Gelände uneben und man steht sehr vereinzelt. Perfekt für uns. Schattiges Plätzchen ausgesucht und direkt für zwei Tage gebucht.
Für den ersten Moment war es sehr ungewohnt, nackt ums Wohnmobil herum zu springen. Oder Gassi zu gehen. Zu den sanitären Anlagen. Bekleidung ist aber im Restaurant und Supermarkt erwünscht. Letzterer hatte im Oktober leider nicht mehr offen und so sind wir mit den Fahrrädern in den nächsten Ort zum Einkaufen gefahren. Backwaren konnte man aber noch bestellen. Die mussten morgens an der Bar abgeholt werden.
Wohnmobilpanne
Eigentlich wäre ich gerne noch länger auf dem Campingplatz geblieben, aber wir wollten noch mehr von der Insel sehen und so ging es wieder auf die Straße. Dass wir sehr schnell wieder da sein würden, konnte niemand ahnen. Was dann kam, macht mir heute noch Gänsehaut. Nach circa 30 km in Richtung Süden kam die Fehlermeldung „Adblue Systemstörung. Service erforderlich. Kein Motorstart in 800 km.“ Zuerst waren wir noch zuversichtlich, dass das Problem schnell behoben ist, wenn wir den Adbluetank auffüllen. Leider war dem nicht so. Watt mutt datt mutt. Die 100 km zurück nach Bastia, zur nächsten Fordwerkstatt. War ja klar, dass Mittagspause ist. Zwei Stunden mit dem Hund durch das Gewerbegebiet geschlendert. Und dann die Abfuhr von der Fordwerkstatt. Wir könnten einen Termin in drei Wochen bekommen. Was nun? Dem Lieblingsmann fiel dann schnell ein, dass wir beim Kauf 2018 eine Mobilitätsgarantie von sieben Jahren mit drin hatten. Anruf bei Ford Assistance. Nö….ist nicht eingetragen. Garantie vor zwei Jahren abgelaufen. Jetzt bekam mein Mann ganz schlechte Laune und Anruf beim Wohnmobilhändler. Der hat zum Glück den Fehler von seiner Seite ganz schnell erkannt und sofort das fehlende Formular an Ford gemailt. Aber das half uns in dem Moment nicht weiter. Na dann versuchen wir es mal mit der Pannenhilfe, war der nächste Plan. Und die kam auch nach zwei Stunden und wollte das Wohnmobil abschleppen. Nein, wir brauchten einen Computer zum Auslesen des Fehlers. Fahren konnten wir noch. Computer hatte er nicht dabei, aber wir sollten ihm hinterher zur Werkstatt, folgen. Und die war ein Segen. Laptop angeschlossen, Fehler beseitigt und uns eine gute Fahrt gewünscht. Um es völlig laienhaft auszudrücken: der Differenzwert zwischen zwei Sensoren im Abgassystem haben einmalig minimal nicht gestimmt.
Cap Corse
So ganz haben wir dem Braten aber nicht getraut und beschlossen, dass wir erst einmal im Norden bleiben. Statt Südkorsika dann Cap Corse, der Finger im Norden. Was für eine Fahrt. Bergauf und bergab. Kurven. Regenschauer. Eine Brandung an den Felsen, die so laut ist wie Donner. Aber ohne die Panne hätten wir auch niemals den schwarzen Strand von Nonza gesehen.
Bonifacio
Übernachtet haben wir auf dem Campingplatz Kalliste, in Saint-Florent. Ich informiere mich ja gerne vorab über potenzielle Plätze und die Bewertung hätte uns eigentlich abschrecken müssen. Aber ich mache mir selbst gerne ein Bild und im Grunde genommen brauchen wir ja nur ein Plätzchen, wo wir zum Übernachten stehen können. Die bemängelten sanitären Anlagen waren sauber, die Stellplätze ausreichend groß und gepflegt. Was mich aber ordentlich stört: 8 EUR für den Aufenthalt eines Hundes. Er duscht nicht, benutzt nicht die Toilette und ich weiß nicht, wie das bei Eurem Hund ist, aber unserer hat noch nie, wirklich niemals das Geschirr gespült.
Da das Wohnmobil wie am Schnürchen lief, haben wir unsere Rundreise fortgesetzt. An der Westküste ging es bei Unwetter an die südlichste Spitze von Korsika, Bonifacio. Der Blick von der Festung ist spektakulär. Die weißen Kalkwände sind beeindruckend und man kann sogar bis Sardinien blicken. Der mittelalterliche Ortskern lohnt sich anzuschauen. Winzige Läden bieten Souvenirs und einheimische Produkte an. Und wer, wie ich, bunte Kleider mag, wird hier fündig.
Tierischer Besuch
Leider war das Wetter in Bonifacio nicht so schön. Die Wetterkarte zeigte aber, dass es auf dem FKK Campingplatz die nächsten Tage sonnig und warm werden sollte. Und da es uns dort ja so gut gefallen hatte, sind wir am nächsten Tag zurück gekehrt. Vorher waren wir im Supermarkt und haben uns mit französischen Leckereien eingedeckt. Zum Glück war unser Plätzchen noch frei und wir haben die restliche Zeit mit Strandurlaub verbracht. Aber langweilig wurde es nicht, denn an den Campingplatz ist eine Alpakafarm angeschlossen. Und die spazieren gerne mal über den Platz. Vermutlich geht das nur in der Nebensaison. An einem Abend staunten wir nicht schlecht, denn es gab nicht nur Alpakas, sondern auch Esel und die waren unheimlich neugierig. Zu dritt standen sie plötzlich am Wohnmobil und haben alles unter die Lupe genommen. Unser Prager Rattler Nicki, ist fast ausgeflippt, aber das hat die Esel nicht im Geringsten interessiert. Erst durch Händeklatschen konnten wir sie verscheuchen.
Strandentdeckung
Der Campingplatz ist sehr hundefreundlich. Wenn man ihn an die Leine nimmt, darf er auch mit an den Strand. An einigen Tagen ist die linke Seite des Strandes nicht zugänglich, denn direkt an den Platz schließt Militärgelände an. Schilder weisen daraufhin, an welchen Tagen der Strandabschnitt gesperrt ist. Was mir am Meeresufer besonders aufgefallen ist, waren viele unterschiedlich große braune Kugeln. Da am Platz ja auch Alpakas spazieren gehen, dachte ich zuerst, dass es deren Hinterlassenschaft ist. Aber nach der Menge, die dort lag, hatten entweder die Alpakas eine enorme Verdauung oder es hatte eine andere Ursache. Es sind Meer- oder Seebälle, die aus Seegrasfasern bestehen und durch den Sand und die Wellen zu Kugeln geformt werden. Im Inneren kann man Plastikteile aus dem Meer finden. Im Endeffekt kommt doch alles wieder zu uns zurück.
Als Unrat würde ich die Seebälle nicht bezeichnen, eher natürliche Anschwemmungen. Wie Quallen oder Algen. Der Strand selbst ist sehr sauber. Kein zurückgelassener Müll von den Campern. Das einzige, was wir an jedem Strand an der westlichen Seite von Korsika gefunden haben, waren kleine Plastiksiebe. Da muss mal ein Container mit Tausenden von diesen Teilen von einem Schiff gefallen sein. Das schönste am Meer war für mich das Nacktschwimmen. Auch im Oktober ist das Meer noch warm genug zum Baden. Selbst nachdem wir im Restaurant essen waren, bin ich danach noch oft einmal ins Meer gehüpft. Die französische Küche habe ich auf Korsika ganz neu kennengelernt. Vielleicht durch die Nähe zu Sardinien, gab es eine große Auswahl an Pasta- und Pizzagerichten. Besonders angetan hat es mir ein Nudelgericht mit korsischer Wurst, Oliven und Parmesan. Zur Pizza wurde ein Chiliöl gereicht. Damit wird sie je nach Geschmack, beträufelt und gibt eine richtig gute Schärfe. Das werde ich unbedingt beibehalten. Zum Nachtisch musste ich natürlich ein Crème Brûlée probieren. Kennt Ihr das, wenn man mit dem Löffel in die Karamellschicht sticht und es knackt wie bei einem gefrorenen See? Die Zuckerkristalle knistern im Mund? Dann ist es perfekt.
Auch wenn der Korsikaurlaub anders geplant war, hat es uns unglaublich gut gefallen. Auf unsere Nachfrage, ob man für das nächste Jahr schon reservieren kann, wurden wir darauf hingewiesen, dass der Platz noch nie ausgebucht war. Hoffentlich stimmt das, denn den nächsten Herbst möchten wir dort wieder verbringen. Zur Rückreise sind wir mir Corsicaferries gefahren, da Moby die Fahrten schon Ende Oktober einstellt. Von Bastia ging es nach Livorno. Eine traumhafte Überfahrt auf dem Sonnendeck. Und mit vier Stunden Fahrt waren wir sogar schneller als auf der Hinreise.
Mein Wunsch war es, über den Reschenpass in Italien, zurück nach Deutschland zu fahren. Ich mag die Kirche, die da aus dem Wasser ragt und das Wasser schimmert bei jeder Jahreszeit anders. Diesmal war ich überrascht wie wenig Wasser im See war. Man konnte die Kirche sogar trockenen Fußes umrunden.
Campingwichteln
Zu Hause wartet ein sehr schönes Projekt. Im Juli hatte ich andere Camper auf Instagram gefragt, ob sie beim Campingwichteln mit machen. Jeder bringt ein Urlaubsmitbringsel im Wert von zehn EUR mit und Ende November wird verlost, wer wem sein Wichtelgeschenk schickt. Das erhaltene Präsent wird dann vom 1.-24.12. wie eine Art Adventskalender gepostet und der Absender vorgestellt. Ziel ist es, ein bisschen Urlaubsstimmung mit in den Dezember zu nehmen und andere Campingfans kennenzulernen. Also nicht vergessen: ab dem 1. Dezember könnt Ihr unter dem Hashtag #campingwichteln jeden Tag einen anderen glücklichen Beschenkten auf Instagram sehen. Ich wünsche Euch jetzt schon eine schöne Adventszeit.
Hi Stine,
danke für deinen Bericht über Korsika und die hübschen Fotos dazu! Ich bin auch ein Fan davon Südeuropa ab September zu besuchen, auch wenn man mal Pech mit dem Wetter haben kann. Dafür ist es für den Hund erträglicher und es ist in den Orten immer etwas idyllischer.
Ich wünsche ebenfalls eine schöne Adventszeit.
Viele Grüße
Bene