Diese Reise stand von Anfang an unter keinem guten Stern und war auch nicht unsere beste Idee. Der Gedanke war, dass wir uns den Mietwagen und die teuren Flüge zur griechischen Insel sparen und die Fähre nehmen. Ich persönlich finde es auch für Hunde im Flugzeug unzumutbar und so hatten wir schon Anfang des Jahres die Fähren von Ancona nach Patras und von Pireus nach Heraklion gebucht. Meine Töchter sind dagegen im Auto nicht so richtig reisetauglich. Die durften dann nachfliegen. Ein paar Tage vor unserem Urlaub bekamen wir eine SMS von Minoan, dass die erste Fähre nur bis Igouminitsa fahren würde und wir von dort aus weiter nach Pireus weiter fahren müssten. Das sind immerhin 300 km mehr und schon alleine die Maut kostet einiges. Und wir mussten ja die Anschlussfähre nach Heraklion bekommen. Ist ärgerlich, aber so kurz vorher konnten wir auch nichts mehr daran ändern. Ich bin kein Fan von straffen Fahrplänen mit dem Wohnmobil, denn es kann immer etwas dazwischen kommen und so sind wir fast sofort nach meinem Nachtdienst los gefahren. Aber zuerst mussten wir auf die Waage. Mit Hunden, Vespa und Proviant. Die erlaubten 3500 kg haben wir mit fast 3480 kg erreicht. Die Strafen für überladene Wohnmobile sind in Deutschland noch human, Österreich lässt da nicht mit sich spaßen und es ist ja auch zur eigenen Sicherheit.
Die erste Etappe auf dem Weg zur Wohnmobil- Fähre nach Kreta
Bis Italien habe ich die Fahrt komplett verschlafen. Geweckt wurde ich erst kurz vor Imola mit einem heißen Cappuccino und leckerem Panini. Ich war nicht mal wach geworden, wenn mein Freund mit den Hunden eine kurze Pinkelpause gemacht hat. Wir sind schon häufiger mit dem Auto nach Kreta gefahren, denn wir haben dort ein kleines Ferienhaus und die Fahrt dorthin ist immer ein kleines Abenteuer. Auf einer dieser Fahrten haben wir die Pizzeria Ristorante Valerio in Imola entdeckt. Mitten in der Altstadt gelegen und es gibt in Zentrumnähe sogar große Parkplätze für Wohnmobile. Unsere Hunde sind es nicht gewohnt, dass wir sie mit ins Restaurant nehmen, aber sie haben sich hervorragend benommen. Der Besitzer spendierte eine Schüssel mit Wasser, wollte aber unserem großen Hund nicht zu Nahe kommen. Die Kellnerin hatte da weniger Berührungsängste und war überrascht über unser Trinkgeld. Meistens bezahlt man sein „Coperto“, Gebühr für das Gedeck, bereits inklusive, aber wenn man besonders zufrieden ist, sollte man es auch zeigen. Und für mich gibt es die beste Pizza, die ich je gegessen habe im Valerio. Wir sind danach nicht mehr groß weiter gefahren. Der nächste Rastplatz war unserer. Leider fehlt mir da jede Erinnerung. Ich muss wohl gleich beim Losfahren wieder eingeschlafen sein. Wie ich ins Bett gekommen bin? Keine Ahnung. Nachtdienste scheinen Nebenwirkungen zu haben.
Leinen los: Abfahrt im Hafen von Ancona
Am nächsten Tag ging es ganz entspannt zum Hafen von Ancona. (Daran kann ich mich auch wieder erinnern.) Es ist sehr gut ausgeschildert und man kann ihn leicht finden. Beim Einchecken haben wir dann nachgefragt, warum die Fähre nur bis Igouminitsa fährt und wir bekamen 60 Euro bar ausgezahlt als Entschädigung und man gab uns ein Coupon von 20% auf die nächste Buchung mit Minoan. Schon soviel vorne weg: ein zweites Mal werden wir nicht mit dieser Reederei fahren. Aber die freundliche Dame checkte uns auch für die zweite Fähre von Pireus und die komplette Rückfahrt ein. Super, das spart Zeit bei der Heimfahrt, dachten wir. Was für ein Irrtum. Unsere Laune bekam einen Tiefpunkt auf der Fähre. Letztes Jahr waren wir mit Superfast unterwegs gewesen und dachten nicht, dass es so große Unterschiede bei den Fähren geben würde. Die Zwinger sind eine Zumutung: verdreckt und nicht abschließbar. Bei Superfast bekam man gegen Pfand ein Schloss, dort gab es nicht mal funktionierende Riegel für die Zwingertüren. Behelfsmäßig ging es mit einem kleinen Strick. Unglücklicherweise sind die Zwinger auch auf dem gleichen Deck, wo der Pool mit Liegestühlen ist und einige ihr Zelt zum Übernachten aufgebaut hatten. Das heißt, man muss sich mit den Hunden durch die anderen Passagiere wuseln und aufpassen, dass Wauzi sein Geschäft nicht direkt jemanden vor eine Isomatte macht. Entsetzte Gesichter, wenn ein Häufchen dann mitten aufs Deck gemacht wird. Kann ich verstehen. Da schlürft man seinen ersten Urlaubsretsina und dann muss man einem Hund bei der Notdurft zusehen. Als Hundebesitzer möchte man das Geschäft natürlich schnell entfernen, aber erst nach mehrmaligem Nachfragen, wurden Schaufel und Wischmopp zur Verfügung gestellt. Aber ich will nicht nur meckern. Unsere Kabine war sauber und wir haben richtig gut geschlafen.
Mit dem Wohnmobil von Igouminitsa nach Athen und Fährfahrt nach Heraklion
Wenn man über die Peleponnes nach Athen fährt, ist der Kanal von Korinth unbedingt ein Abstecher wert. Ein gigantischer Kanal von Menschenhand erschaffen. Bis zu 84 m tief und durchschnittlich 75 m breit. Im April 2010 übersprang ein Motorradfahrer den bekannten Kanal. Bei unserer Besichtigung ist immer einer am Wohnmobil geblieben. Gerade auf dem Festland werden häufig Wohnmobile und Autos aufgebrochen, zerstört und Wertgegenstände entwendet.
Unsere Sorgen, dass es zur Anschlussfähre knapp werden würde, war unbegründet. Wir hatten noch so viel Zeit, dass wir ein paar Kilometer vor Athen von der Autobahn runter und auf der Küstenstraße weiter gefahren sind. Dabei haben wir ein gekentertes Schiff entdeckt. Irgendwie habe ich im Internet nicht finden können, wann das passiert ist. Sieht nach einer Fähre aus. Wenn jemand die näheren Umstände weiß, würde ich mich über die Information freuen.
Für die kurze Fahrt nach Heraklion hatten wir keine Kabine gebucht. An Deck findet sich immer ein Plätzchen zum Übernachten und wir hatten Glück und konnten zwei Liegestühle ergattern. Bei Sonnenaufgang erreichten wir Kreta. Für mich ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn ich die Insel immer näher kommen sehe. Die Vorfreunde auf den Urlaub und ein bisschen wie nach Hause kommen.
Endlich zu Hause – Ankunft auf Kreta !
Bis zu unserem Haus sind es etwa 60 km, quer über die Insel, in Richtung Süden. Das Fischerdorf ist nicht sehr groß und zu unserem Haus muss man 2km einen Berg hoch fahren. Der Weg ist schmal und steil. Der Schotter macht es nicht einfacher und nur mit durch drehenden Rädern haben wir es geschafft. Ab da war klar, dass das Wohnmobil als tägliches Transportmittel nicht in Frage kommt. Wir hatten zwar unseren Roller dabei und konnten damit zum Strand fahren, aber zum Abholen der Kinder und meiner Mutter vom Flughafen war beides nicht geeignet. Wohl oder übel mussten wir uns doch ein paar Tage ein Mietauto nehmen. Im Gepäck der Kinder war noch eine Reisebegleitung. Patty ist der Reisebär von Kofferaufreisen. Sonja schickt ihn um die Welt und jetzt durfte er mit uns zum Campen. Und das erst einmal in unserem Garten. Aus Platzmangel im Haus nächtigten wir im Wohnmobil und störten somit auch niemanden mit unserem Schnarchen. Zuerst hatte ich befürchtet, dass es bei knapp 40 °Grad im Wohnmobil zu warm werden würde, aber das war nicht der Fall. Da es auf Kreta meist windig ist, wehte immer ein leichter Wind durch die Dachluken.
Lebensmittel einkaufen in Griechenland
In einigen Griechenlandforen wurde berichtet, dass im Moment die Lebensmittel und Gerichte in den Tavernen sehr teuer seien. Das kann ich nicht bestätigen. Es liegt vielleicht auch daran, dass unser Fischerdorf weit weg vom Touristentrubel liegt. Wenn wir zu fünft in der Taverne gegessen haben, mussten wir immer so um die 30-35 Euro zahlen. Das Einzige wo ich einen drastischen Preisanstieg bemerkt habe ist beim Olivenöl. Unseren Jahresvorrat holen wir bei einem Freund und statt 4 Euro pro Liter muss er jetzt 8 Euro verlangen. Das liegt an der Trockenheit. Es fehlt Regen. Geben sonst die Olivenbäume 5-10 l Olivenöl, ist es jetzt nicht mal die Hälfte. Unser Freund betreibt eine Taverne im Dorf. Dafür braucht er im Jahr zwischen 800 und 1000l Olivenöl. Die hat er bis jetzt, wie auch Gemüse und Obst, aus eigenem Anbau verwendet. Nun muss er dazu kaufen. Was teurer ist und er muss die Preise in der Taverne somit anpassen.
Campingurlaub auf Kreta
So richtig Camping auf Kreta haben wir erst ab der dritten Woche ausprobiert. Gerade im südlichen Teil der Insel sieht man Campingverbotsschilder an den Stränden. Trotzdem stehen dort Zelte, Wohnmobile und Vans. Auf Nachfrage, ob es keine Kontrollen und Bußgelder geben würde, wurde immer verneint. Gelegentlich würde die Polizei vorbei gucken, aber wenn die Umgebung nicht verschmutzt sei, würden sie schnell wieder verschwinden. Also haben wir es auch gewagt. Unsere Tour ging über Ierapetra, Agios Nikolaos und dann im Norden Richtung Heraklion. Der östliche Teil der Insel hat wunderschöne Strände. Türkisblaues Meer, Sandstrände und felsige Buchten. Der Nachteil: Bettenburgen und Fast Food Tavernen reihen sich aneinander. Vorteil den große Städte bieten: Kultur, Shopping und bunte Abwechslung. Meine Mädels brauchen zum Beispiel immer einen Shoppingtag in Heraklion und kaufen dort ihre Kleidung für den Herbst.
Elounda ist bekannt durch die Insel Spinalonga, die man sogar vom Festland sehen kann. Sie war bis 1957 die Leprainsel und per Boot kann man die Insel besichtigen. Elounda ist der Grund, warum wir ein Haus auf Kreta haben. 1996 war ich mit meinen Eltern dort das erste Mal im Urlaub. Mein Urgroßvater war 1941 als Fallschirmjäger auf Kreta verunglückt und meine Mutter wollte sein Grab auf dem Soldatenfriedhof unbedingt sehen. Kurze Sache. Meine Eltern haben sich spontan in die griechische Insel verliebt. Drei Jahre später wurde das Haus gebaut.
Unsere Rückfahrt mit Minoan
Die Zeit bis zur Rückfahrt verging viel zu schnell. Kurz vor Heraklion bin ich nochmal mit Bounty ins Meer gesprungen. Er liebt es im Wasser zu schwimmen. Leider hat er diese Angewohnheit sich danach im Sand zu wälzen. Mein Freund war nicht sehr glücklich einen nassen, dreckigen Hund ins Wohnmobil zu lassen. Aber wir hatten noch genug Zeit, um in Heraklion essen zu gehen. Und haben dann ein kulinarisches Highlight entdeckt: A la crem. Von außen unscheinbar, aber der Insidertip für Burger und Salate. Und wir konnten sogar direkt einen Parkplatz davor ergattern.
Die Fähre von Heraklion nach Pireus war unspektakulär. Die Sonnenliegen waren diesmal angeschlossen und wir haben an Deck, auf dem Boden geschlafen. Nicht schön, aber kann man nicht ändern. Die Fähre von Igoumenitsa nach Ancona bestärkte uns in unserem Entschluss, dass wir nicht mehr mit Minoan fahren würden. Das Deck war so dreckig, dass niemand es wagte sein Zelt oder Isomatte dort aufzubauen. Dementsprechend waren die Gänge zu den Schlafkabinen zugestellt und die Feuertüren blockiert. Was das Fass zum Überlaufen brachte, war der Hundezwingerraum. Dort stand das Wasser 10 cm hoch. Um seinen Hund in den Zwinger zu bringen, musste man mit seinen Schuhen in übelriechendes Wasser treten. Also blieb nur die Kabine. Dort schien aber seit längerem niemand sauber gemacht zu haben: überall Haare und Staub. Unsere Geduld war vorbei. Mein Freund sprach bei der Rezeption vor und wir bekamen sofort ein upgrade der Kabine: mit Fenster und Hunde. Am nächsten Morgen war Hochbetrieb an Deck. Bei den Hundezwingern wurde das Wasser abgesaugt und das Deck wurde geschruppt. Die Feuertüren waren weiterhin versperrt gewesen. Hatte man nicht von der der „Norman Atlantic“ gelernt?
Zwischenstopp in Klausen
Die Fahrt von Ancona bis Stuttgart haben wir nicht in einem Rutsch erledigt und hielten in Klausen für eine Nacht. Wir haben uns telefonisch einen Stellplatz gesichert. Mit 16 Euro pro Nacht für 2 Erwachsene und Kinder bis 17 Jahre ein Schnäppchen. Strom, Müll und Wasser und Entsorgung inklusive.
Klausen hat es uns sehr angetan und ist eine Überlegung für den Herbst wert. Wunderschöne Altstadt und interessante Wanderwege.
Der Stellplatz zwischen Brixen und Bozen ist nur wenige Minuten vom Zentrum entfernt. Wer mehr Comfort möchte, geht auf den Camping Gamp. Dort gibt es Sanitäranlagen, Freischwimmbad, Minimarkt, Kinderspielplatz, Streichelzoo und Restaurant und Wlan.
Für uns heißt es jetzt kurze Verschnaufpause, denn am nächsten Wochenende geht es schon wieder nach Österreich. Dort wollen wir zum Rafting.