Unterwegs mit Hund

Der Reisehund

27. Dezember 2017

 

Die Weihnachtsfeiertage haben wir an der Nordsee verbracht. Während sich Nicki, unser Prager Rattler lieber auf den Arm gekuschelt hat, ist unser bulgarischer Straßenhund Bounty auf dem Deich förmlich aufgeblüht. Er rannte und sprang am Wasser entlang und war sofort auf Abruf bei Fuß. Andere Spaziergänger wurden ignoriert und nicht wild angebellt. Leider funktioniert das nur im Urlaub. Zu Hause können wir ihn nicht von der Leine lassen. Bounty läuft dann weg, ignoriert unser Pfeifen und lässt sich nur mit sehr viel Mühe wieder an die Leine nehmen. Stress auf beiden Seiten.

Wir haben Bounty seit Ende März 2017 in unsere Familie aufgenommen. Uns war von Anfang an klar, dass wir viel Liebe und Geduld für den Mischlingshund brauchen. Vor unserer Zeit wurde er geschlagen, war untergewichtig und hatte extrem Angst vor Männern. Sobald eine Hand schnell bewegt wurde, hat Bounty gebellt und geknurrt. Die Angst konnten wir ihm mit viel Übung nehmen. Er hat jetzt ein normales Gewicht und würde so gerne toben. Aber wie gesagt: sobald er von der Leine weg ist, sind wir nicht mehr wichtig. In heimischen Gefilden funktioniert es eigentlich nur mit Schleppleine. Im Urlaub geht an der normalen Leine ohne Probleme. Macht „Sitz“ und lässt sich wieder ran nehmen. Wie kann ich das verstehen?

Alleine sein kann unser Brauner nur sehr schlecht. Und wenn dann noch Schuhe von mir in der Nähe sind, werden diese zerkaut.

Die Turnschuhe waren genau 14 Tage alt. Ich war nur kurz einkaufen und Bounty hat sie zerlegt. Im Internet habe ich verschiedene Interpretationen gefunden. Von Langeweile bis hin zum Herrchen/Frauchen vermissen. Daraus konnte ich ja noch lernen. Schuhe werden grundsätzlich sofort in den Schrank aufgeräumt. Schwieriger ist es, wenn wir Besuch bekommen. Nachdem er einer Freundin die Schnürsenkel abgebissen hat, dürfen die Gäste jetzt die Schuhe anlassen.

Zum Glück ist Bounty selten alleine. Wenn einer von uns doch mal weg muss, bekommt er einen großen Kauknochen und ist erst einmal beschäftigt.

Ein weiterer Punkt, den ich nicht verstehe ist, dass er sein Körbchen zerkaut.

Den Stoff zerfetzt, die Füllung heraus gezerrt und im Haus verteilt. Im Urlaub bleibt er brav in seinem Körbchen liegen und rührt es nicht an.

Warum funktioniert es im Urlaub so viel besser als zu Hause? Scheint ein reiselustiger Hund zu sein. Aber weder unser Budget noch unser Urlaubsanspruch lassen es zu, dass wir ständig unterwegs sind. Obwohl mir das auch sehr gut gefallen würde.

Hast Du eine Idee was wir anders machen können?

Im November ist unser Großer zwei Jahre alt geworden und er lebt jetzt seit 9 Monaten bei uns. Ich finde, dass wir trotzdem viel erreicht haben. Bounty beschützt sein Rudel und die Freude, wenn man morgens aufwacht und er schwanzwedelnd am Bett steht, macht mich jeden Tag glücklich.

Viel habe ich auch unserem Hundertrainer Rene zu verdanken. Er hat mir gezeigt, wie ich meinen Hund kennen lernen kann. Wer wirklich mit dem Gedanken spielt, einen Straßenhund aus dem Ausland aufzunehmen, dem empfehle ich die Seite von Hund aus dem Ausland. Kein mitleidserregender Beitrag über die armen Straßenhunde, sondern ein Bericht, wieviel Arbeit dahinter steckt, einen Hund aus dem Ausland zu integrieren.

  1. Das ist ja ein toller Beitrag! Am besten gefällt mir das Bild mit dem „Geburtstagswürstchen“. Das hätte bei uns keine Sekunde so liegen bleiben können. Solche Bilder wären bei uns eindeutig nur mit Photoshop möglich! 😉
    Ich weiß genau, wie schwer es mit einem Auslandshund sein kann. Das wird oftmals von vielen unterschätzt. Manche Organisationen machen – finde ich zumindest – das auch nicht deutlich. Hauptsache, der Hund ist vermittelt. Ich kann nicht sagen, dass unser Boerne sich im Urlaub besser benimmt, aber er benimmt sich auf jeden Fall anders. Er achtet viel mehr auf uns in einer fremden Umgebung. Den 1. Freilaufversuch haben wir in Holland am Strand gewagt. Dort hatten wir eine gute Übersicht und viel Platz. Es waren auch keine Menschen unterwegs, so dass Boerne einfach mal rennen konnte. Das war so schön! Inzwischen klappt es dann auch hier ohne größere Probleme.

    Ich bin froh, dass Boerne noch nie irgendwas kaputt gemacht hat (dafür hat er genug andere Macken;-)). Die Idee mit dem Kauknochen als Alternative, hätte ich dir jetzt auch vorgeschlagen! 😉

    Liebe Grüße
    Steffi

  2. Missen möchte den Großen nicht mehr. Er gibt sehr viel Liebe zurück. Aber er braucht auch jeden Tag Forderung. Gut zu vergleichen mit einem dreijährigen Kind. Fordern, loslassen und kuscheln.

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