Unsere Europatouren

Premiere Campingurlaub

9. November 2017

Durch unsere Expartner haben wir in den letzten Jahren immer Urlaub im Hotel gemacht. Als Teenager war campen einfach cool und günstig. Je älter man wird, desto mehr genießt man den Luxus im Hotel. Keine Betten beziehen. Ein überdimensionales Angebot an Essen. Jederzeit verfügbar. Und man kann einfach entspannen und viele gute Bücher lesen. Aber in ein einer neuen Beziehung möchte man viele Dinge anders machen. Im Frühjahr „mussten“ wir unerwartet mit unserem VW Bus nach Kreta. Von Stuttgart nach Ancona, mit der Fähre nach Patras, über das griechische Festland nach Pireus (Athen) und von dort wieder mit der Fähre nach Heraklion. Auf dieser Reise fanden wir wieder Geschmack am Campen, obwohl es sehr spartanisch war. Aufblasbares Gästebett im Bus mit Schlafsäcken und kein Tisch oder Stuhl. Trotzdem war es ein schönes Abenteuer und als sich im September die Möglichkeit anbot, einen Eriba Touring Familia Wohnwagen günstig zu kaufen, haben wir zugeschlagen. Mitte Oktober hatten wir zehn Tage Urlaub und wir wollten testen, ob uns so ein Campingurlaub liegt. Entweder es funktionierte oder gegen Ende Oktober würde der Wohnwagen wieder zum Verkauf stehen.

Wir hatten vierzehn Tage Zeit zu planen und uns zu überlegen, wo wir eigentlich hin wollten. Italien hatte uns im Frühjahr gut gefallen. Und in der Toskana waren wir beide noch nie im Urlaub. Und nachdem ich nach einem Lost Place in der Gegend gegoogelt hatte, war ich sofort Feuer und Flamme. Nicht direkt auf unserem Weg, aber doch erreichbar lag die Geisterstadt von Consonno. Es gab nur ein Problem: wir beide waren von unserem Job so ausgepowert, dass wir uns zum Anfang des Urlaubes zum Ziel gesetzt hatten, erst einmal zu entspannen. Wellness klang gut und auf der Suche nach einem Erholungscampingplatz fanden wir den Caravan Park Sexten in den Dolomiten. Und die Homepage hat nicht zu viel versprochen. Es war ein Traum.

Der Stellplatz direkt an einem kleinen Bach. Umgeben von Bergen und ganz viel Wald. Wunderschöne Wanderwege. Absolut hundetauglich und bei Bedarf auch mit kostenloser Hundehütte. In der Nähe von unserem Stellplatz war zufällig ein Pärchen aus unserer Nachbarschaft. Wir kannten uns nicht, kamen aber schnell ins Gespräch. Mit der Information, dass für die nächsten Tage Schnee angesagt wäre. Darauf waren wir nicht vorbereitet. Weder Reifen technisch oder entsprechende Kleidung. Bisschen blauäugig von uns zu denken, dass es in Italien immer sonnig und warm ist. Wir hatten aber zwei Nächte gebucht. Und wir wollten die Dolomiten erkunden. Vom Tag war eh nicht mehr viel übrig und wir kauften im Campingplatzsupermarkt frisches Brot, Käse und Tomaten. Mit Heizung war es auch kuschelig warm und wir krochen schon früh ins Bett. Das Gemeinschaftshaus hatten wir vor dem Abendessen begutachtet und waren begeistert.

Duschen aus Marmor. Das Geschirr wird zwischen Granit gespült. Komfortables Wäsche waschen und ein großzügiger Trockenplatz, auf dem wir unser tiefgefrorenes Sonnensegel vor der Weiterreise noch trocknen konnten. Alles sehr sauber. Dezente Klassikmusik im Hintergrund.

Je nachdem wie weit man vom Gemeinschaftshaus sein Lager aufgeschlagen hat, kann der Weg recht lang zur Toilette sein. Diesen Luxus haben wir im Wohnwagen nicht und nachts bei -1,5°C im Schlafanzug zur Toilette zu müssen, ist für mich Frostbeule echt eine Überwindung gewesen.

Den darauf folgenden Tag verbrachten wir in den Dolomiten. Das letzte Mal war ich als Kind in den Bergen und während der Fahrt rief ich öfters mal: „Oh guck mal, so etwas habe ich noch nie gesehen!“ Smaragdgrüne Flüsse und Seen. Der herbst bunte Wald leuchtete in der Sonne. Und Schnee auf den Gipfeln. Am späten Nachmittag waren wir dann ganz schön durchgefroren und freuten uns auf den Spabereich des Campingplatzes.

21 Euro pro Person für 3Stunden? Ganz schön happig. Aber völlig gerechtfertigt. Der Schwimmbadbereich ist ein Erlebnis. Am Boden der Becken sind keine Fliesen, sondern Kieselsteine. Wie im See oder Fluss. Der ganze Bereich ist nur spärlich beleuchtet und mittendrin ist ein Kamin, der flackerndes Licht an die Wände wirft. Das wirkt beruhigend und sorgt für eine romantische Stimmung. Vom größten Schwimmbecken kann man nach außen schwimmen. Es fing langsam an zu schneien, während wir in dem wohlig warmen Wasser uns treiben ließen und den Blick auf die drei Zinnen hatten. Es war so angenehm, dass ich fast nicht mehr in die Sauna wollte. Zum Glück ließ ich mich überreden und wir konnten 4 verschiedene Saunen testen. Es sind noch viele mehr, aber die Zeit ist ja begrenzt. Auch die Saunawelt ist kreativ gestaltet. Besonders nett fand ich die Bücherwand. Ausgelesene Bücher warten auf einen neuen Leser und man kann seine Urlaubslektüre gegen eine neue Tauschen.

Am nächsten Morgen war es bitterkalt und wir konnten es kaum erwarten weiter zu fahren, denn laut Wetterbericht waren es im Süden noch angenehme 20°C. Der Gardasee sollte unser nächster Zwischenstop sein. Aber wir mussten lange nach einem Campingplatz suchen, der noch offen hatte. Ende Oktober schien die Session schon vorbei zu sein. Was mich sehr wundert, denn Anfang November waren in Baden Würrtemberg und Bayern noch Herbstferien und auf unserer Rückreise sahen wir viele Camper auf dem Weg nach Italien. Deswegen entschieden wir uns in Lazise auf einem der letzten offenen Campingplätze zu bleiben, da wir befürchteten, dass in der Toskana wahrscheinlich gar keine Plätze mehr offen hatten.

Also fünf Tage Gardasee. Na gut so war das nicht geplant, aber man ist ja flexibel. Einen Tagesausflug ging komplett für die Geisterstadt Consonno drauf. Und wir hatte unsere knallrote Vespa dabei, mit der wir die nähere Umgebung erkunden konnten. Der Wettergott spielte auch mit, so dass wir einige Stunden vor dem Wohnwagen in der Sonne sitzen und lesen konnten.

Die „Gewöhnung“ an den Wohnwagen ging mit einigen blauen Flecken und Beulen einher. Wir lernten schnell, dass man den Kopf einziehen muss und der Platz sehr begrenzt ist. Die Aufteilung der Schränke wurde immer wieder angepasst. Was wir auf jeden Fall zu viel dabei hatten, war Geschirr. Ein Gedeck pro Person hätte völlig gereicht. Man geht sowieso gleich spülen. Falls man doch etwas vergessen hat? Dafür gibt es kleine, süße Tante Emmaläden, die bis unter die Decke mit Campingzubehör ausgestattet sind. Von faltbaren Spülschüsseln bis hin zu stilvollen Plastikweingläsern.

Da konnte ich nicht widerstehen, nachdem ich eine rote Limonade namens GINGER entdeckt hatte. Zusammen mit Prosecco wurde das mein Lieblingscocktail im Urlaub. Leider habe ich die noch nicht in Deutschland entdeckt. Falls jemand weiß, wo ich die auch hier kaufen kann oder wie die Limo bei uns heißt, bitte sofort mitteilen.

Beide Campingplätze in Italien waren sehr hundefreundlich. Was mich in dem in Lazise gestört hat, dass die Hunde nicht an der Leine waren. Von fünf Campern neben uns, hatten drei davon große Hunde dabei. Hätten wir unsere mitgenommen, wäre das nicht gut gegangen. Beide hätten wild gekläfft und Radau gemacht. Das ist dann die nächste Hürde für uns: wie klappt es mit den Hunden beim Campen? Größere Sorgen machte uns eigentlich die Rückfahrt. Wegen der Gefahr von Schnee, wollten wir nicht über den Brenner zurück fahren und entschieden uns für den Reschenpass. Unsere Route führte über Merano und direkt am versunkenen Kirchturm im Reschensee vorbei. Zuvor hatten wir noch überlegt, Winterreifen für den VW Bus zu kaufen. Zum Glück kam es dazu nicht, denn ein Steinschlag auf der Straße  Kurve führte zum Verlust eines Reifens.

Keine Chance zum Weiterfahren und das um kurz vor 22 Uhr. Aber wir hatten Glück. An der nächsten Tankstelle war ein netter Österreicher sofort mit Wagenheber und Druckluftschlagschrauber zur Hand und der Ersatzreifen unter 10 Minuten gewechselt. Wir wollten uns mit einem Geldschein bedanken, aber er meinte:“ Lasst stecken. Ihr habt den größeren Schaden! VW Fahrer helfen untereinander!“

Die Weiterfahrt verlief dann komplikationslos. Fazit: wir können die nächste Tour mit unserem Eriba Touring kaum erwarten.

Viele Grüße und einen schönen November

Stine

Merano Garten von Trauttmansdorf

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