Unsere Europatouren

Venedig – Campingplatz Fusina Venezia

5. Mai 2022

Ohne Plan und Ziel losfahren. Die Lieblingskleidung, Zahnbürste und Ladekabel einpacken und das Wohnmobil starten. Das sind diese schönen Momente am Reisen mit dem Wohnmobil. Man findet immer einen Platz und wir sind schon an den unmöglichsten Ecken gelandet. Aber bei der eigenen Hochzeitsreise sieht das anders aus. Man möchte das perfekte Ziel, mit sonnigem Wetter und glückseligen Momenten. Vor allem romantisch soll es sein. Immerhin möchte man der Familie hinterher ein paar beeindruckende Bilder zeigen.

Der beste Plan ist nichts

Ich hatte fünf Monate Zeit zum Planen. Frankreich war das ersehnte Land meiner Begierde. Fahrtstrecke herausgesucht, Freunde nach Highlights interviewt und jede Menge Mikroabenteuer entdeckt, die wir unterwegs zusammen erleben würden. Und dann kam die Hochzeit und einer dieser Besserwissen als Gast, der den Frankreichplan zunichtemachte. In der Normandie 9 °C und mindestens eine Woche Regen, laut seiner Wetterapp. Zum Glück war der Hochzeitsgast nicht nur ein Spielverderber, sondern auch ein Ersatzspieler. Die Wetterapp konnte nämlich anzeigen, wo es schöner sein würde. Und Ende März war das Italien. Oh lala jetzt ging der Tumult los. Unter den Hochzeitsgästen brach ein Streit darüber aus, wohin wir unbedingt nach Italien reisen müssten. Gesiegt hat die Gruppe Venedig. Und die Empfehlung für den Campingplatz Fusina Venezia. Et voilá. Die Stunden der Planung waren umsonst und dem Wohnmobil ist es egal, wohin es fährt. Ohne Vorbereitung also nach Italien statt Frankreich.

Camping in Venedig

Laut unseres Freundes kann man in Fusina Venezia, in der Lagune, direkt am Wasser stehen. Vom Wohnmobil aus den Fähren beim Auslaufen zusehen und am Horizont Venedig als Silhouette erblicken. So hatte ich mir unseren Flitterplatz vorgestellt. Für 42 EUR pro Nacht aber kein Schnäppchen. Kurzer Augenaufschlag meinerseits, Zähne knirschen vom Gatten und wir standen erstklassig am Ufer, mit dem Kunstwerk „gebrochenes Herz“ direkt vor der Womotür. Umgeben von Wohnmobilen mit Kennzeichen aus unserem Landkreis. Da fährt man 700 km und wird im breitesten Schwäbisch gefragt, ob wir auch nach Venedig wollen. Liegt so ein bisschen auf der Hand, oder? Zum Glück kann mein Mann ein sehr grimmiges Gesicht ziehen und der neugierige Camper verzieht sich. Ich würde ihn am nächsten Tag wiedersehen, in einer sehr amüsanten Situation. 

Vor der Broken Heart Skulptur und Blick auf die Lagunenstadt

Der Campingplatz

Er ist groß, hat das ganze Jahr geöffnet und heißt Zelte, Campingbusse, Wohnwagen und Wohnmobile herzlichst willkommen. Die beliebtesten Plätze sind natürlich die „Fronte Laguna Area“ und die dürfen nur von Wohnwagen und – mobilen genutzt werden. Strom, Ver- und Entsorgung sind natürlich vorhanden. Die sanitären Einrichtungen sind in Ordnung. Außerhalb der Saison, also vor April, sind die Outdoorspülen für Geschirr, das Restaurant, Pizzeria und Pool geschlossen. Aber einen netten Service finde ich Waschmaschinen und Trockner. Gerade wenn wir längere Zeit unterwegs sind, möchte ich unsere Kleidung mal richtig waschen und nicht nur mit der Hand. Auch eine ausgiebige Dusche versetzt mich in Entzücken. Ohne diese blöden Münzen, wo man genau fünf Minuten duschen kann und dann kommt nur noch kaltes Wasser oder gar nichts. Und bevor es mit dem Boot nach Venedig ging, wollte ich unbedingt duschen. Männlein links, Weiblein rechts. Gar nicht so schwer, dachte ich. Nur der schwäbische Herr war ganz eindeutig zu den Damenduschen herein gehuscht. Zuerst zweifelte ich an mir, aber ich war richtig. Und nach ein paar Minuten war ich schlauer. Der Wohnmobilnachbar hatte ein Date zum Duschen. Ein lautes und plätscherndes Rendezvous. Im Nachhinein finde ich das großartig, wenn man sich auch noch im höheren Alter so auslebt.

Leinen los

An der Rezeption vom Campingplatz kann man direkt Tickets für die Bootsfahrt nach Venedig kaufen. One Way kostet 8 EUR, aber es gibt verschiedene Kombinationsangebote. Der Fahrplan hängt aus und man sollte sich unbedingt erkundigen, wann das letzte Boot zurückgeht. Die Anlegestelle der Boote ist nur ein paar Meter vom Campingplatz entfernt. Ich habe die Überfahrt sehr genossen. Man hat schon vom Wasser aus einen großartigen Blick auf Venedig. Und ist beim Anlegen sofort in der Altstadt. Und zur Freude meines Mannes auch direkt ein Eisladen vor der Nase. Das erste Eis in diesem Frühling also in Venedig.

Blick vom Boot auf Venedig

Die Stadt auf dem Wasser

In dem Moment, wo wir wussten, dass es nach Venedig ging, haben wir uns bewusst gegen die Mitnahme unseres Hundes entschieden. Der durfte Urlaub bei der Tochter machen. Die Stadt ist auf vielen Inseln gebaut und mit Brücken miteinander verbunden. Über 400 Stück. Kleine Information am Rande: Hamburg hat 2500 und ist damit Platz 1 der Städte mit den meisten Brücken in Europa. Venedig verfügt über keine Straßen und der ganze Transport geschieht über Kanäle. Dieses rauf und runter über die Brücken ist nichts für einen Hund. Wir hatten in der Vorsaison wirklich Glück und die Stadt war noch nicht von Menschenmassen überfüllt. Eine Camperin berichtete, dass man sich im Sommer nur durch die Gassen schieben kann. Dann würde der Hund den ganzen Tag nur Füße sehen.

Die Venezianer sind nicht so glücklich über den Ansturm der Touristen. Auf der Suche nach einer Toilette sind wir nur schwer fündig geworden. Wir haben gerade mal fünf öffentliche WCs entdeckt. Und man muss durch allerhand Gassen laufen. Die Beschilderung ist nicht immer eindeutig. Kurz vor dem Ziel einer Toilette wurden wir fast von einem Wasserstrahl, aus einem Gartenschlauch, erwischt. Eine Anwohnerin säuberte den Weg und stoppte, als sie uns sah. Wir kamen ins Gespräch und sie berichtete, dass sie jeden Tag die Gasse putzen muss, weil die Touristen ihr Geschäft vor dem Haus verrichten. Kann man verstehen, dass sie das wütend macht.

Die Stadt Venedig möchte die Zahl der Touristen schon länger eindämmen. Jedes Jahr kommen etwa 33 Millionen Besucher in die Stadt. Das sind über 90 000 pro Tag und an hohen katholischen Feiertagen, wie Ostern, sind sogar 160 000 Gäste gezählt worden. So soll ab 2023 ein Eintrittsgeld von 3-10 EUR pro Tag gezahlt werden, wenn man nicht in der Stadt übernachtet. Hoteliers und Gastronomen wehren sich noch dagegen, denn sie sind froh, dass endlich wieder Touristen kommen und sie so ihre Schulden aus der Pandemie abzahlen können. Und würden Euch die paar Euros davon abhalten nach Venedig zu reisen? Auf Sylt muss ich auch 3 EUR Kurtaxe zahlen, am Bodensee 2,80 EUR und keiner beschwert sich über zu wenig Besucher. Sicher ist, dass ab 1. Juni eine Reservierungspflicht kommen wird. Auf der Seite von Hallo Venedig findest Du die aktuellsten Informationen.

Touristenströme meiden

Wir sind keine typischen Sehenswürdigkeitenjäger und lassen uns gerne abseits treiben. Schlendern durch Nebengassen und entdecken kleine Läden, die nicht überfüllt sind und man sich in Ruhe beraten lassen kann. Mein Mann und ich lieben Hüte. Was uns noch in unserer Sammlung gefehlt hat, ist ein Panamahut. Günstig sind sie ja nicht, aber „Style is wear the Original“. Und bei unserer Tour durch die Gassen haben wir einen klitzekleinen Hutladen mit einer bezaubernden Besitzerin gefunden. Auch ohne große Worte, sie sprach kein Englisch und wir kein Italienisch, bekamen wir wunderschöne Panamahüte, die haargenau passen und Hinweise, wie man diese Hüte stilgerecht trägt. Gut verpackt, in einer Hutschachtel, haben wir unsere Schätze den Rest des Tages durch Venedig getragen. IMonica Daniele, Calle del Scaleter, 2235I

„Wo geht´s hier nach Panama?“

Zum Markusplatz hat es uns dennoch gezogen, da ich unbedingt ein Foto vom „Caffé Florian“ machen wollte, dem ältesten Kaffeehaus der Welt machen. Leider kam es nicht dazu, denn innerhalb von ein paar Minuten kamen aus jeder Gasse und Ecke Polizisten mit Schutzschildern. Da ich vor ein paar Jahren einmal in London aus Versehen in eine Demonstration gekommen war, die ganz plötzlich von friedlich in gewaltbereit wechselte, erwacht bei mir in so einer Situation der Fluchtinstinkt.

So gerne ich eine Fahrt mit einer der Gondel gemacht hätte. Die 100 EUR sind mir zu viel. Ich unterstütze sehr gerne den Tourismus vor Ort und gehe in kleinen, authentischen Restaurants essen und bestelle ein landestypisches Gericht. Nur stimmt hier, meiner Meinung nach, das Verhältnis zwischen Vergnügen und Preis nicht. Vorsicht! Im Internet werden Schnäppchenfahrten von 29 EUR angeboten. Erstens, das ist der Preis pro Person und zweitens haben noch fünf andere Menschen Platz auf der Gondel. Sprich, als frisch verliebtes Pärchen sitzt man nicht alleine in der Gondel und lässt sich durch die Kanäle schippern, sondern es sitzen noch vier andere Personen dicht neben Dir. Zu Pandemiezeiten eh schon sehr kritisch, bin ich kein Freund von fremder, schwitziger Haut auf meiner.

Gondelfahrt durch die Kanäle

Die wunderschöne, hyperrealistische Skulptur „Survival of Serena“ von Carole Feuerman war auch eine echte Zufallsentdeckung. Ich muss gestehen, dass ich sehr sprachlos vor Bewunderung vor ihr stand. Wie man so etwas Schönes aus Epoxidharz und Lack kreieren kann. Ihre Exponate findet man auf der ganzen Welt. IGiardino della MarinaressaI

Survival of Serena

Beste Reisezeit

Von meiner Seite kann ich unbedingt sagen, dass das Frühjahr Anfang/Mitte März sehr gut geeignet ist. Es ist noch Nebensaison und somit sind die Preise allgemein niedriger. Das Wetter ist schon angenehm warm, aber man kommt nicht so ins Schwitzen wie im Sommer. Der modrige Geruch der Kanäle ist kaum wahrnehmbar. Und die gefürchteten Touristenströme bleiben aus. Diebstähle von Wertgegenständen, die bei großen Menschenmengen leider unumgänglich sind, sind im Frühling deutlich weniger. Wir haben sogar beobachtet, dass ein gefundener Geldbeutel bei einem Polizisten abgegeben wurde. Unser Hochzeitsgast war im Herbst auf dem Campingplatz Fusina und er berichtete von einer richtigen Mückenplage. Noch ein Pluspunkt für das Frühjahr und das kommt schneller, als man denkt.

Dieses Video von Dieter Klockhaus macht noch mehr Lust auf Venedig:

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  1. Hallo Stine, deine Urlaubserinnerungen über Venedig lassen mich unseren Urlaub nochmal in Gedanken wieder beleben, ganz lieben Dank dafür !
    Dass du unser Video mit reingenommen hast, ist für uns sehr erfreulich.
    Du hast eine ganz toll Art euere Erlebnisse zu schildern. „ Hut ab“ und bitte mehr davon

  2. Venedig ist schon eine sehenswerte Stadt. Der Markusplatz ist ein Muss, auch wenn man gar nicht so die vielen Touristen mag. Aber mal dagewesen sein und mal das Gefühl des Platzes aufsaugen. Am schönsten ist Venedig aber in den Gassen abseits des Trubels. Gondel sind wir auch nicht gefahren – aus den gleichen Gründen wie ihr. Ich denke, Venedig muss dringend was tun, um touristisch attraktiv zu bleiben. Für immer mehr Menschen gehören Massen nämlich nicht mehr zur Attraktivität.

  3. Venedig ist einfach wunderschön! Ich denke, die beste Zeit für einen Besuch der Lagunenstadt ist tatsächlich die Vor- oder Nachsaison. Ansonsten ist es heftig voll dort. Aber vielleicht ändert sich das ja, wenn man künftig Eintritt zahlen muss.

  4. Venedig ist ja die perfekte Stadt, um sich einfach treiben zu lassen. Tatsächlich war ich nur bei ganz wenigen Besuchen in Markusdom oder Dogenpalast. Bei den meisten war ich einfach bummeln. Einmal habe ich mich mit einem Freund durch die Bacari gefressen… weiß gar nicht, warum sich alle die Beine an den gleichen fünf Ecken in den Bauch stehen.
    Ich war auch ein paar Mal zum Karneval da – sogar da kann man die Stadt in Ruhe erbummeln, wenn man nur mal ein paar Mal abbiegt

  5. Wir lieben Venedig. Und waren schon zu jeder Jahreszeit dort. Aber wir mögen die Massen an Menschen auch nicht so gerne. Am schönsten finden wir es immer wieder, wenn die Tagestouristen die Stadt verlassen. Und Ruhe einkehrt in Venedig. Erst dann kannst du die magische Stimmung dieses einzigartigen Ortes erleben. Deswegen haben wir bei unserem letzten Besuch extra ein Hotel in der Nähe vom Markusplatz gebucht 🙂 Es war einfach wundervoll.

  6. Hi,
    ich kannte diesen Campingplatz nur von Berichten eines Freundes der bereits seit fünf Jahren seinen Sommerurlaub da verbringt.
    Dass ihr eure Flitterwochen genau auf diesen unweit von Venedig verbracht habt klingt aber nach einer perfekten Alternative. Ich habe schon länger überlegt diesen Campinplatz ebenfalls als Ziel für den Sommerurlaub aufzusuchen und wollte mich nicht alleine auf die Eindrücke einer Person verlassen. Deine Erfahrungen zeigen mir aber das dieser für den Sommerurlaub nicht der geeignete Platz für uns ist.
    Danke!
    LG
    Stephan

  7. Hallo Stine!
    Lustig, dass du das mit dem Wetter schreibst! Wir waren im April in Venedig und am Gardasee und das Wetter war für unsere Verhältnisse echt schlecht. In Venedig war es erst bewölkt und kalt. Danach hat es zwei Tage durchgeregnet, so dass wir völlig durchgenässt die Lagune verließen. Den Gardasee konnten wir vor lauter Regen nur erahnen. Als wir dann nach Nizza zurückammen, herrschte hier strahlender Sonnenschein und es waren gefühlt 10 Grad mehr. Venedig war trotzdem schön!

    Meinen Glückwunsch zur Hochzeit und alles Gute,
    Felicitas

  8. Liebe Stine,
    Ich war bisher zweimal in Venedig und mag die Stadt total gerne. Ich liebe es genau wie ihr, einfach zu schlendern und zu schauen, wo man so rauskommt – und nicht von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu hüpfen. Auf die Idee, Venedig mit Wohnmobil zu bereisen, wäre ich nicht gekommen – schon der Lage wegen. Aber wenn man so toll am anderen Ufer der Lagune parken kann und so einen tollen Platz am Wasser hat, hat das ja durchaus seinen Reiz. Wunderschön. Eine Gondelfahrt hab ich übrigens auch noch nicht gemacht – bei meinen beiden Besuchen war ich noch jung und hatte nicht das Geld dafür. Heute würde ich die 100 Euro wohl investieren.
    Liebe Grüße von Miriam von Nordkap nach Südkap

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