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Reisen verändert

14. April 2019

Das Reisen hat uns definitiv verändert. Auf Ihrem Blog „ferngeweht“ hat Sabine eine tolle Blogparade gestartet und ich habe mir ein paar Gedanken dazu gemacht. Im Herbst 2017 hat sich unsere Art des Reisens drastisch geändert. Der Grund war der Einzug von zwei Hunden in unser Zuhause. All inklusive Reisen in weit entfernte Länder gehörten ab jetzt in die Vergangenheit, denn Fliegen mit Hunden kam für uns nicht in Frage. Es ist eine Qual und wir brauchten eine Alternative. Die kam in Form eines VW Busses und einem kleinen Wohnwagen. Aber schon nach dem ersten Roadtrip an den Gardasee war klar, dass das noch nicht die Endlösung war. Auf der CMT in Stuttgart fanden wir aber unsere perfekte Möglichkeit des Reisens mit Hunden. Ein Wohnmobil. Keine Geschwindigkeitsbegrenzung, Camping auch auf Stellplätzen und ganz wichtig: mit Dusche und Toilette. Seitdem sind 23 000 km mit unserem Chausson gefahren und haben innerhalb Europas die Straßen unsicher gemacht. Und was hat sich mit diesen Reisen auf der Straße verändert?

1. Urlaub beginnt schon beim Los fahren

Mit dem Wohnmobil ist der Weg wirklich das Ziel. Das Abenteuer beginnt beim Starten des Motors. Ich kann mich noch gut an mein Jetlag auf Hawaii erinnern. Drei Tage war ich übermüdet, gereizt und konnte die wunderschöne Landschaft gar nicht genießen. Jetzt starten wir meist mit unbekanntem Ziel und fahren einfach los. Eine grobe Richtung planen wir schon. Letztes Jahr wollten wir in die Toskana und sind dann auf Sardinien gelandet. Dieses Jahr im März haben wir noch einmal die Toskana angepeilt und sind dann dort auch geblieben. Aber dieses kribblige Gefühl beim Los fahren ist immer der Beginn von Erlebnissen und Erfahrungen. Let´s go.

2. Land und Leute 

Auf unseren Hotelreisen haben wir viele Menschen kennen gelernt. Aber Kontakt zu wirklich Einheimischen kam nicht zu Stande. Vermutlich, weil wir uns aus unser Touristenwohlfühlzone nicht entfernen wollten. Strand, Meer und Sonne haben uns gereicht. Jetzt vermeiden wir bewusst Autobahnen auf unseren Reisen. Man entdeckt auf abgelegenen Landstraßen mehr schöne Fleckchen des Landes und findet nette Kontakte zu Menschen, die dort leben und stolz von ihrem Leben berichten. So wie wir in Griechenland nach einem Supermarkt gesucht haben und direkt neben einem Weingut fündig geworden sind. Da gerade die Trauben eingefahren wurden, wurden wir neugierig und haben uns das Ganze aus der Nähe angeschaut. Es folge eine Einladung zur Besichtigung der Kelterei und die Arbeiter teilten ihr Mittagessen, Ziegenkäse und Brot, mit uns. Und wir mussten natürlich den eigenen Wein probieren. Am Ende sind wir dann ziemlich betrunken in den Supermarkt gegangen und haben für eine zehnköpfige Familie eingekauft. Wein macht wohl hungrig. An Weiterfahren war auch nicht zu denken und wir haben auf dem Supermarktparkplatz übernachten müssen.

3. Nachhaltigkeit

Auf einem Roadtrip durch ein Land sieht man nicht nur die schönen Seiten. Plastikflaschen liegen herum, Mülltrennung ist ein Fremdwort und an den Stränden liegen tote Fische. Mich hat das sehr nachdenklich gemacht und unser Umweltbewusstsein hat sich stark geändert. In Deutschland kaufen wir gar keine Plastikflaschen mehr und versuchen sie auch im Urlaub zu vermeiden. Zur Arbeit fahre ich vorwiegend mit dem Fahrrad. Und Milch, Eier und Gemüse kaufen wir bei einem regionalen Bauernhof. Im Urlaub natürlich direkt vor Ort. Gerade in den südlichen Ländern gibt es kleine Stände mit einheimischen Produkten. Hausgemachte Tortelli waren das kulinarische Highlight in der Toskana. In Griechenland lernten wir Fawa, gelber Linsenbrei, kennen und kochen ihn auch zu Hause nach.

4. Overtourismus

Nach Paris fahren ohne den Eiffelturm zu fotografieren? Manchmal muss man eine Ewigkeit ausharren, um ein Foto zu schießen, ohne dass irgendwelche Menschen durchs Bild wuseln. Selbst in der Wüste in Tunesien waren ständig Menschen um uns herum.Vielleicht haben wir durch das Campen gelernt, die Einsamkeit zu genießen und uns deshalb entschieden Touristenhotspots zu meiden. In der Toskana haben wir bewusst Pisa und Florenz ausgelassen. Und wir haben es nicht vermisst. Wir müssen nicht mit dem Strom schwimmen. Der Ansturm von Touristen ist für manche Orte einfach nicht mehr beherrschbar. Sie müssen zu drastischen Massnahmen greifen und die Reisenden da treffen, wo es am meisten weh tut. Am Geldbeutel. Ein sehr schönes Beispiel ist für mich die indonesische Insel Komodo. Dort leben die „letzten Drachen der Erde“ und wer die Warane sehen möchte, zahlt 440 Euro. Getoppt wird das nur von der Berggorillas in Ruanda: 1500 Dollar für 60 Minuten Angucken. Aber auch Europa gibt es Overtourismus: Venedig erhebt ab Mai einen Eintrittspreis von 3 Euro pro Person und Amsterdam hat eine Gästetaxe von sechs Prozent des Übernachtungspreises.

5. Money, Money, Money

Da wir gerade von Geld sprechen. Meine Einstellung zu dem Thema hat sich stark geändert. Statt zwei teuren Urlauben im Jahr gibt es jetzt mehrere kleine. Kurztrips ins Elsass, Wochenendausflug in eine Therme oder Rafting in Österreich. Der Erholungsfaktor ist größer. Und wir sparen nicht mehr für die Rente. Wir leben jetzt und stecken unser Geld in unsere Wohnmobiltouren. Wer weiß denn schon, ob ich mit 67 noch fit bin, um durch die Welt zu gondeln? Jetzt ist die richtige Zeit, um ganz viele Erinnerungen zu sammeln und Bilder und Erlebnisse im Kopf zu speichern.

6. Die größte Veränderung bin ich

Vom Luxusweibchen und Strandpotato zur Campingfrau. Vor zwei Jahren wurde noch ein komplett neues Outfit für den Urlaub gekauft. Heute überlege ich, was ich alles nicht mitnehme. Ein Wohnmobil hat begrenzten Gewicht. Da überlegt man sich, ob man wirklich noch ein viertes T-Shirt braucht oder ob man zwischendurch nicht waschen kann. Man muss nicht jeden Abend essen gehen. Mit anderen Campern zusammen am Grill sitzen und ein halb verkohltes Würstchen zu essen ist mindestens genauso gut. Ich brauche keine Bar, um einen überteuerten Cocktail im Sonnenuntergang unter Palmen zu trinken. Mein Lebensgefährte, die Hunde, ein Glas Wein  unter der Markise bei strömenden Regen machen mich genauso glücklich.

Die Hunde haben mir ein ganz andere Welt des Reisens eröffnet und ich bin gespannt, was wir noch alles mit den Fellknäulen erleben werden.

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