Nach so vielen Eindrücken von Venedig wollte ich das Meer sehen. Unter meinen nackten Füßen den Strand fühlen, die Zehen ins Wasser tauchen und Muscheln sammeln. Es sind nur 260 km bis Rimini, aber wir wollten langsam ankommen und sind über Landstraßen gefahren. Vorbei an blühenden Obstbäumen und sehr verlassenen Ortschaften.
In Rimini waren wir schon häufiger, aber unseren ersten Stellplatz haben wir nie wieder gefunden. Immerhin erstreckt sich der Strand über 15 km. Einsame Plätze für ein Planschen zu zweit im Meer sucht man leider vergeblich. Es dominieren Hotels mit ihren eigenen Stränden. Seit den 50er Jahren dürfte Rimini bekannt sein. Da begann die Reisewelle ins dolce vita in Bella Italia. Und diesen Charme hat es hier immer noch. Er bröckelt an einigen Stellen heftig, aber man gibt sich sehr viel Mühe, um wieder Touristen anzulocken. Wenn man durch Rimini die Stadt läuft, summt man automatisch alte italienische Schlager.
Stellplatz Area Camper Nautica Rimini
Gleich vorne weg: Der Stellplatz ist keine Schönheit und die Sanitäranlagen werden von der Marina mitgenutzt. Aber er ist sehr nah zum Strand. Und wer sich ins Partyleben von Rimini stürzen möchte, ist hier genau richtig. Wenn das Umfeld und die Wohnmobilnachbarn stimmen, dann sehe ich über einige Macken auf Stellplätzen hinweg. Beim Einparken wurden wir vom Nachbarwohnmobil beobachtet und uns wurde direkt beim Aussteigen ein eiskaltes Bier in die Hand gedrückt. Ein bayrisches „Servus“ und wir saßen bei ihm am Tisch. Wir sind eigentlich nicht so die geselligen Camper, gerne unter uns und waren baff über den „Überfall“. Aber der Joseph hatte uns sehr schnell in seinem Bann. Der konnte Campergeschichten erzählen, dass ich vor lauter Lachen Bauchschmerzen bekam. Obwohl ich nur die Hälfte verstanden habe. Als Fischkopf einen Bayern zu verstehen bedeutet volle Konzentration.
Vom Nachmittagsbierchen ging es über zum Abendbier. Wir haben unsere Vorräte zusammen geworfen und ein Resteessen gemacht. Ich hatte keine Ahnung, was man alles grillen kann. Je später der Abend, desto privater wurden die Gespräche. Und Joseph erzählte von seinem Sohn, der letzten Sommer einen Badeunfall erlitten hat. Mitten im Studium und jetzt querschnittsgelähmt. Ich bin da sehr nah am Wasser gebaut und ich heule los. Aber Joseph war so voller Zuversicht und Hoffnung, dass die Stimmung nicht gekippt ist. Ich schniefte in mein Taschentuch und er spendierte das letzte Bier.
Am nächsten Morgen war Joseph weg. Die Sonne schien hier mehr Kraft zu haben als in Venedig, denn es wurde schon fast warm in den frühen Morgenstunden. Und die schönste Morgenbeschäftigung ist für mich barfuß am Strand laufen und Muscheln zu sammeln. Der Strand an der Marina ist sehr sauber und zu dieser Jahreszeit fast menschenleer. Hunde sind nicht erlaubt. Ganz früh sagt aber keiner was, wenn die Vierbeiner durchs Wasser toben. Die Italiener sind sehr hundelieb.
Stellplatz Rio Pircio
Uns hat es dann trotzdem weiter gezogen. Wir wollten in der Nähe vom Meer bleiben und so sind wir gerade mal 12 km nach Bellaria-Igea Marina gekommen. Ein schlichter, aber gepflegter Stellplatz. Der Besitzer von Rio Pircio ist sehr nett und hat sich gefreut, dass auch in der Nebensaison jemand seinen Platz gefunden hat. Die sanitären Anlagen waren zu jeder Zeit sauber, aber man muss beachten, dass sie ab 21-8 Uhr geschlossen werden. Zum Strand sind es knapp 150 m, man muss nur eine Straße überqueren. In der Nebensaison haben wir 13,50 EUR bezahlt, in der Hauptsaison sind es laut Internet 18 EUR. Inbegriffen ist WLAN, Strom, Ver- und Entsorgung und Hunde sind erlaubt. Auf den Stellplatz dürfen auch Wohnwagen, die Parzellen sind ausreichend groß. Rio Pircio, 6-Località Igea Marina, Bellaria – Igea Marina (RN) Tel: +039.339.18.71.689 GPS: N 44° 0738"
E12°29
`19″
Sonnenuntergänge am Meer sind immer etwas Besonderes. Wir wollten nur ein paar schöne Fotos am Strand machen und sind vom Stellplatz barfuß zum Wasser gelaufen. Und wenn man dann so läuft und erzählt, kommt man weiter als ursprünglich geplant. Unzählige Muscheln im Sand und ich meinte zu meinem Mann, dass man aufpassen muss, dass man sich nicht an einer abgebrochenen Muschel schneidet. Zack, keine Minute später hatte er eine in der Fußsohle stecken. Vor lauter Blut konnte ich gar nicht viel sehen und er musste zur Straße humpeln, denn dort hatten wir am Morgen eine Apotheke gesehen. Zum Glück hatten wir den Geldbeutel dabei, aber keine Maske. Ich habe mich vor der Eingangstür der Apotheke bemerkbar gemacht und mir wurde sofort eine Maske gebracht. Barfuß, aber mit Maske dufte ich in die Apotheke fürs Erste einmal den 10er Pack Masken bezahlen. Mit Handzeichen und Englisch erwarb ich Desinfektionsmittel, Pflaster und Mullbinden. Mein Mann saß vor der Apotheke, auf einem Mäuerchen, wie ein Häufchen Elend. Beim Desinfizieren der Wunde schwand ihm der Kreislauf und er legte sich auf den Boden. Vor die Apotheke. Wir müssen ein komisches Bild abgegeben haben. Die Muschel war schnell entfernt, Wunde gesäubert und fachmännisch verbunden. Ich glaube, jetzt war mein Gatte sehr dankbar, dass er eine Krankenschwester geheiratet hat. Dass eine Muschel einen so tiefen Schnitt zufügen kann, hätte ich nicht gedacht. Leider mussten wir barfuß auf der Straße zurücklaufen. Der Sand wäre sonst in die Wunde geraten. Der Boden war eiskalt und ich dachte, dass wir uns jetzt auch noch eine Lungenentzündung holen. War dann aber nicht so. Viel laufen konnten wir den Rest unseres Aufenthaltes natürlich nicht mehr. Zum Glück konnte er bei unserer geplanten Abfahrt wieder das Wohnmobil fahren, denn ich fahre nicht so gerne. Ich gucke lieber nach schönen Motiven für Fotos. Wer fährt bei Euch oder ist es eher ausgeglichen?
Beste Reisezeit
Wir waren Ende März in der Emilia-Romagna und das war für meinen Geschmack etwas zu früh. Tagsüber wird es angenehm frühlingshaft warm, aber die Nächte sind noch sehr kalt und gemütlich draußen frühstücken geht nur dick eingepackt. Außerdem haben die wenigsten Geschäfte auf und die Restaurants nur an bestimmten Tagen. Da wir sehr gerne essen gehen, war das sehr schade für uns, dass wir nur einmal Pizza essen gehen konnten. April/Mai ist die bessere Zeit und man umgeht trotzdem noch die vielen Touristen.